Schwierige Wahl für New York

Symbolbild: Wahlen in den USA
Symbolbild: Wahlen in den USA

Das Bürgermeisteramt in New York wird oft als der „zweithärteste Job“ in den USA nach dem des Präsidenten bezeichnet. Einen schwierigen Job haben in diesem Jahr auch Meinungsforscher: Bei der Vorwahl der hoch favorisierten Demokraten am Dienstag ist der Ausgang völlig offen. 13 Kandidaten und ein kompliziertes neues Wahlsystem bieten viel Raum für Überraschungen bei der Frage, wer künftig die größte Stadt des Landes regieren könnte.

Die Millionenmetropole wird seit bald acht Jahren vom linksgerichteten Demokraten Bill de Blasio regiert, der nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren darf. Weil New York eine Hochburg der Demokraten ist, wird der Kandidat der Partei als klarer Favorit in die Bürgermeisterwahl im November ziehen – deswegen ist die Vorwahl vom Dienstag so wichtig.

Gute Chancen rechnen sich unter anderem der schwarze Stadtteilbürgermeister von Brooklyn und frühere Polizist Eric Adams und der asiatisch-stämmige Technologie-Unternehmer und frühere Präsidentschaftsbewerber Andrew Yang aus. Erfolgsaussichten haben auch mehrere Frauen, etwa die erfahrene Kommunalpolitikerin Kathryn Garcia, für die sich die „New York Times“ ausgesprochen hat, und die afroamerikanische Bürgerrechts-Anwältin Maya Wiley, hinter die sich die prominente linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez gestellt hat.

Wer auch immer künftig die Stadt regiert – es warten große Herausforderungen, die auch den Vorwahlkampf dominieren. Die Corona-Pandemie hat New York hart getroffen – auch wenn sich die Lage inzwischen stark gebessert hat. Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit sind angestiegen, eine deutliche Zunahme von Morden und Schusswaffengewalt erschüttert die Stadt. Und die Frage von Rassismus und Polizeigewalt sind auch im „Big Apple“ dauerpräsent.

Der künftige Bürgermeister müsse „die Stadt wieder auf die Beine bringen“, sagt die 51-jährige Penny Arnold, die schon im Vorfeld ihre Wählerstimme abgegeben hat. Der 64-jährige Anwalt Robert Ambaras sagt, Kriminalität sei zwar „ein Problem“, er warnt aber zugleich vor „Hysterie“: Das Thema werde „für politische Zwecke manipuliert“.

Bose George, der im Finanzsektor arbeitet, hält Kathryn Garcia für die beste Kandidatin, weil sie dem moderaten Demokraten-Flügel angehöre, Probleme lösen könne – und „weil es gut ist, eine Frau als Bürgermeisterin zu haben“.

Ohnehin prägt die Rivalität zwischen den Parteiflügeln der Demokraten auch den Wahlkampf in New York. „Das New Yorker Bürgermeisterrennen ist ein Indikator für die Meinungsverschiedenheiten, die auch landesweit bei den Demokraten aufgetreten sind“, sagt die Politikwissenschaftlerin Ester Fuchs von der Columbia-Universität. Sie unterscheidet zwischen einem progressiven linken Flügel, einem moderaten Flügel und den „Old School Liberalen“ – und hält das Rennen in New York für offen.

Erschwert werden Prognosen durch ein neues Wahlsystem in New York. Die Wähler können bis zu fünf Kandidaten gemäß ihrer Präferenz angeben. Landet ein Kandidat bei mehr als 50 Prozent der Wählern auf dem ersten Platz, hat er die Wahl gewonnen.

Ansonsten wird zunächst der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aussortiert. Die Stimmen von Wählern, die diesen Politiker auf Platz eins gesetzt hatten, werden dann dem Kandidaten zugesprochen, den sie auf den zweiten Platz gesetzt hatten. Die Prozedur wird so lange wiederholt, bis ein Sieger feststeht. Weil auch die Stimmzettel von Briefwählern abgewartet und ausgezählt werden müssen, kann es Wochen dauern, bis das Wahlergebnis feststeht.

Einfacher wird am Dienstag die Vorwahl bei den konservativen Republikanern – hier gibt es nur zwei Bewerber: Den Gründer der Bürgerwehrtruppe „Guardian Angels“ („Schutzengel“), Curtis Sliwa, und den Unternehmer Fernando Mateo.

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