Studie: Gesellschaft trägt jährlich Milliardenkosten durch Umweltschäden

Symbolbild: Klima
Symbolbild: Klima

Klimawandel, Luftverschmutzung, Überdüngung und Plastikmüll: Jedes Jahr entstehen der Gesellschaft durch Umwelt- und Gesundheitsschäden Kosten, für die die Verursacher nur selten zur Kasse gebeten werden. Diese Kosten belaufen sich laut einer Schätzung des Ariadne-Konsortiums aus mehr als 25 Forschungspartnern auf jährlich mehr als 13 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Durch eine gezielte Besteuerung könnten demnach Anreize für nachhaltiges Wirtschaften gesetzt werden – und der Staat jährlich zwischen 348 und 564 Milliarden Euro Steuergelder mehr einnehmen.

„Durch eine konsequent auf Umweltschäden ausgerichtete Besteuerung könnte der Staat damit 44 bis 71 Prozent des gesamten heutigen Steueraufkommens zusätzlich mobilisieren“, erklärte Christina Roolfs vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC am Dienstag. Andere Steuern könnten somit abgesenkt werden, um die Steuerzahler zu entlasten. „Durch Steuersenkungen, direkte Rückerstattungen an die Menschen oder gezielte Transfers für besonders betroffene Haushalte hat die Politik viel Handlungsspielraum, um eine derartige Steuerreformen sozial gerecht ausgestalten“, erklärte Roolfs weiter.

Ziel einer solchen Umweltbesteuerung sei es nicht, Menschen zu bevormunden, betonte Maik Heinemann von der Universität Potsdam, die ebenfalls am Ariadne-Projekt beteiligt ist. „Sinn der Sache ist, in den Preisen abzubilden welche Schäden für Dritte mit der Produktion und Nutzung von Verkehrsmitteln oder Gütern verbunden sind“.

Denn die Kosten durch Umweltschäden für die Gesellschaft sind laut der Studie hoch: Auf jährlich zwischen 13 und 19 Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts werden sie geschätzt. Getragen werden diese Kosten demnach letztlich von der Gesellschaft als Ganzes. Insgesamt kommen die Experten auf Kosten zwischen 455 Milliarden und 671 Milliarden Euro.

Die Expertinnen und Experten betonen in ihrer Studie vier Handlungsfelder: Die CO2-Preise im Emissionshandel müssten so weit angehoben werden, dass sie die tatsächlichen Kosten der durch den Klimawandel verursachten Schäden widerspiegeln. Auch in der Landwirtschaft müssten Umweltfolgen wie Treibhausgase und Stickstoffausstoß einberechnet werden. Die Stromsteuer müsste gezielter auf den Klimaschutz ausgerichtet werden. Für den Verkehr fordern die Experten eine Maut-Gebühr, mit der Infrastruktur, Nahverkehr und andere Steuerentlastungen finanziert werden sollen.

Durch eine gezieltere Besteuerung der gesellschaftlichen Kosten verschiedenster Produktions- und Lebensweisen erhoffen sich die Forscher einen Anreiz für Unternehmen, klimafreundlich zu produzieren. Auch Verbraucher könnten so beim Einkauf die ökologischen Folgen des eigenen Konsums besser mit einkalkulieren. „Letztlich erhöht dies unterm Strich den Wohlstand aller“, erklärte Heinemann.

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