Die soziale Isolation während der Corona-Pandemie erhöht offenbar die Bereitschaft zu egoistischem Verhalten. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Zuvor hatte bereits eine Studie aus Spanien nachgewiesen, dass die Spendenbereitschaft während der Pandemie abnahm.
Für die Online-Experimente der Forscher aus Halle wurden rund 500 Studierende in zwei Gruppen geteilt. Eine davon wurde mit gezielten Fragen an den Lockdown erinnert. Danach wurden beide Gruppen vor eine moralische Entscheidung gestellt: In einem fiktiven Szenario erhielten eine Wohltätigkeitsorganisation und ein einzelner Mensch jeweils den gleichen Geldbetrag. Letzterer konnte sich entweder aus dem Budget der Organisation bedienen oder dieses durch eine Spende aus dem eigenen Budget erhöhen.
Die Gruppe mit besonders lebendigen Erinnerungen an den Lockdown nahm der Wohltätigkeitsorganisation in der Rolle des einzelnen Menschen in dem Szenario deutlich mehr Geld ab als die Kontrollgruppe. „Die Erfahrung der sozialen Isolierung führte dazu, dass die Teilnehmenden unserer Studie eher egoistische Entscheidungen treffen“, erklärte die Studienautorin Sabrina Jeworrek.
Wurden sie darauf aufmerksam gemacht, wie sich andere Teilnehmende verhalten hatten, konnte der negative Effekt laut IWH jedoch abgemildert werden. Das Fazit der Studienautoren: „Vorbildliches Verhalten ins Rampenlicht zu rücken, kann ein wichtiges Instrument sein, um die sozialen Negativfolgen des Lockdowns abzufedern.“