Tausende Menschen haben am Freitag trotz steigender Infektionszahlen auf der ersten Pride-Parade in Tel Aviv seit Beginn der Pandemie gefeiert. Der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, begrüßte die Veranstaltung als „Zeichen der Gleichberechtigung, Akzeptanz, Menschen- und Bürgerrechte“. Nur wenige der Teilnehmer trugen die von der Regierung empfohlenen Masken, wie AFP-Reporter berichteten.
In Israel gilt seit Freitag wieder eine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen, nachdem die Corona-Infektionszahlen zuletzt stark gestiegen waren. Obwohl Veranstaltungen im Freien nicht von der Regelung betroffen sind, riet die Regierung zur Maske. Die Besucher der Parade feierten trotzdem enthusiastisch. „Ich bin sehr glücklich,“ sagte der 28-jährige Mai Truman. „Es fühlt sich an, als gäbe es kein Corona, als wäre es vorbei.“
2019 besuchte eine Viertelmillion Menschen die Pride-Parade in Tel Aviv. Wegen der Pandemie lässt das Land nach wie vor keine Touristen einreisen, Israelis kamen aber zu Tausenden auf die Straßen. „Pride ist nicht nur eine Party,“ sagte die 20-jährige Ofir. „Es ist ein Protest.“
Israel gilt in Sachen Homosexualität als der offenste Staat im Nahen Osten. Das Land besitzt auch eine große ultraorthodoxe jüdische Gemeinde. Die neue Regierungskoalition unter dem rechten Hardliner Naftali Bennett vereint Parteien mit extrem gegensätzlichen Ansichten.
Der rechtsradikale Abgeordnete Bezalel Smotrich von der Partei Religiöser Zionismus nannte den Marsch am Freitag „eine große Blasphemie“. 2015 hatte ein ultraorthodoxer Jude eine 16-Jährige auf einer Pride-Parade in Jerusalem erstochen und mehrere Besucher verletzt.