Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen aus Zentralamerika hat US-Vizepräsidentin Kamala Harris sich bei einem Besuch in Guatemala für eine Zusammenarbeit beider Länder in Migrationsfragen ausgesprochen. Harris warnte Migrationswillige am Montag (Ortszeit) zugleich davor, illegal in die USA einzureisen: „Kommen Sie nicht“, warnte sie. Stattdessen versprach sie bei dem Treffen mit Präsident Alejandro Giammattei in Guatemala-Stadt, Fluchtursachen in dem von Armut und Gewalt geplagten Land zu bekämpfen und Lösungen für „seit Langem bestehende Probleme“ zu finden.
Den Menschen müsse „ein Gefühl der Hoffnung“ vermittelt werden, betonte Harris bei ihrer ersten Auslandsreise seit Amtsantritt. Es müsse verhindert werden, dass sie sich wegen der Missstände in ihrem Land zur Flucht in die USA gezwungen sähen. „Die meisten Menschen wollen nicht den Ort verlassen, an dem sie aufgewachsen sind“, betonte Harris.
Wer aber versuche, illegal in die USA einzureisen, werde an der Grenze wieder zurückgeschickt – unabhängig von den Gründen für die Flucht, hob Harris hervor. Die USA würden weiterhin ihre Gesetze durchsetzen und ihre Grenze sichern. Die Vizepräsidentin kündigte an, gemeinsam mit Guatemala eine Arbeitsgruppe gegen Schmuggel und Menschenhandel einzurichten. Zudem sei ein Programm zur Unterstützung von Frauen sowie eine Kooperation bei Ermittlungen gegen die Korruption geplant.
Giammattei versprach, Guatemala werde mit den USA zusammenarbeiten, damit junge Menschen im Land „Hoffnung schöpfen können, die sie heute nicht haben“. Zu Vorwürfen von US-Politikern, dass auch die Korruption in Guatemala ein treibender Faktor für Migration sei, sagte der Präsident: „Wie viele Fälle von Korruption sind mir vorgeworfen worden? Das kann ich Ihnen beantworten: Null.“
Harris war im März von US-Präsident Joe Biden mit der Migrationspolitik betraut worden. Ziel ihrer Mission ist es, die Ursachen der illegalen Einwanderung zu bekämpfen. Das Thema steht auch bei der zweiten Station ihrer Reise im Mittelpunkt: Am Dienstag flog Harris nach Mexiko, wo sie mit Präsident Andrés Manuel López Obrador zusammenkommt.
Die illegale Einwanderung hat sich zu einem heiklen Thema für Bidens Regierung entwickelt. Allein im April waren an der südlichen Grenze der USA fast 180.000 Menschen ohne gültige Papiere an der Einreise gehindert worden. Die oppositionellen Republikaner werfen Biden vor, für eine „Krise“ an der Südgrenze verantwortlich zu sein, weil er die Einwanderung nicht eindämmen könne.
Die Ankunft zehntausender Menschen vor allem aus Mexiko, Guatemala, Honduras und El Salvador stellt die US-Behörden vor gewaltige Herausforderungen. Sie haben große Probleme, die aufgegriffenen Migranten angemessen unterzubringen. Sorgen bereitet vor allem der Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die ohne ihre Eltern unterwegs sind.