USA lassen erstmals seit Jahren neues Alzheimer-Medikament zu

Symbolbild: Medikament - Bild: Leo via Twenty20
Symbolbild: Medikament - Bild: Leo via Twenty20

Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten haben die USA ein neues Medikament gegen Alzheimer zugelassen. Das Mittel namens Aduhelm oder Aducanumab sei das erste überhaupt, das sich gegen die der Krankheit zugrunde liegende Präsenz von Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn richte, erklärte Patrizia Cavazzoni von der Arzneimittelbehörde FDA am Montag.

Die Zulassung erfolgte im beschleunigten Verfahren. Dieses wird angewendet, wenn die FDA ein Medikament für nützlich in der Anwendung hält, es aber noch Unsicherheiten gibt. „Wie dies häufig bei der Interpretation wissenschaftlicher Daten der Fall ist, hat die Experten-Gemeinschaft unterschiedliche Perspektiven vorgebracht“, kommentierte Cavazzoni. Ein von der FDA berufenes unabhängiges Expertengremium hatte sich im November gegen die Zulassung ausgesprochen.

In einem klinischen Test hatte das Medikament einen Rückgang des geistigen Abbaus bei Patienten gezeigt, in einer zweiten Studie dagegen nicht. In beiden Studien jedoch senkte das Mittel die Bildung des Proteins Beta-Amyloid im Gehirn von Alzheimer-Patienten.

Eine der Theorien zu Alzheimer geht davon aus, dass die Krankheit durch eine übermäßige Ansammlung dieser Proteine im Gehirn alternder Menschen ausgelöst wird. Die Gabe von Antikörpern gegen das Protein könnte eine Möglichkeit sein, geistige Fähigkeiten von Patienten wieder herzustellen.

„Im Namen derjenigen, die von Alzheimer und allen anderen Demenzerkrankungen betroffen sind, feiern wir die heutige historische Entscheidung“, erklärte  der US-Alzheimerverband. Der Neurologe John Hardy vom University College in London erklärte dagegen, das Medikament habe nur „einen marginalen Nutzen“ und könne nur wenigen ausgewählten Patienten helfen.

Die letzte Zulassung eines Alzheimer-Medikaments erfolgte 2003. Alle bisher zugelassenen Präparate zielten gegen die mit Alzheimer verbundenen Symptome, nicht gegen die zugrunde liegende Ursache.

Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 50 Millionen Menschen von dieser Form der Demenz betroffen, die üblicherweise ab einem Alter von etwa 65 Jahren beginnt. Die Krankheit zerstört nach und nach Hirngewebe. Betroffene verlieren ihr Gedächtnis und werden häufig desorientiert und hilflos. Auch extreme Stimmungsschwankungen und Kommunikationsprobleme sind mit der Krankheit verbunden.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44940 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt