Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich weiter verschlechtert. 13 Prozent der Kliniken lagen im Jahr 2019 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten „Krankenhaus Rating Report“ des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. Im Jahr 2020 dürften die Ausgleichszahlungen für die Einnahmeausfälle der Krankenhäuser während der Corona-Pandemie zu einem positiven Netto-Effekt führen.
Ab 2022 könnte sich die Lage jedoch deutlich verschlechtern, prognostizieren die Forscher. Dem Krankenhausreport zufolge sind auch die Jahresergebnisse der Kliniken gesunken. 33 Prozent der Krankenhäuser schrieben demnach auf Konzernebene einen Jahresverlust.
Befanden sich 2019 noch 13 Prozent der Krankenhäuser im roten Bereich einer erhöhten Insolvenzgefahr, waren 27 Prozent im „gelben“ und 60 Prozent im grünen Bereich Im Jahr zuvor lagen noch 63 Prozent im grünen Bereich. Die Ertragslage hat sich 2019 ebenfalls leicht verschlechtert: 33 Prozent der Krankenhäuser schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust, 2018 waren es 31 Prozent.
Wegen der Corona-Pandemie sank im Jahr 2020 die stationäre Fallzahl zudem um 13 Prozent, in den ersten Monaten der Pandemie vorübergehend sogar um 30 Prozent. Auch im Jahr 2021 dürfte die Ausnahmesituation mit deutlich geringerer Leistungsmenge als 2019 bestehen bleiben. Wegen der Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, hatten in der Pandemie viele Patienten Klinikaufenthalte gemieden.
Insgesamt wurden 2020 rund 10,2 Milliarden Euro für die Einnahmeausfälle der Krankenhäuser in Form von Ausgleichszahlungen gezahlt. Die Ausgleichszahlungen lagen in der Summe höher als die durch die Leistungsreduktion hervorgerufenen Mindererlöse der Krankenhäuser, so dass es eine Zunahme bei den Erlösen gebe.
Große Krankenhäuser haben der Studie zufolge ein besseres Rating als kleine. Dabei erreichen Krankenhäuser mit einer Bettenzahl zwischen 600 und 900 beziehungsweise mit Umsatzerlösen zwischen 140 und 190 Millionen Euro die beste Ertragslage – ausgenommen Fachkliniken.
Ein hoher Grad an Spezialisierung beeinflusst das Rating ebenso positiv wie die Zugehörigkeit zu einer Kette. Regional fällt das Rating am schlechtesten in Baden-Württemberg und Niedersachsen/Bremen aus, signifikant besser in Ost-Deutschland.
Die Fördermittel nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) beliefen sich im Jahr 2019 auf 3,16 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr lagen sie damit um 3,8 Prozent höher, sind im langfristigen Trend aber geschrumpft. Bezogen auf die Krankenhauserlöse beliefen sie sich im Jahr 2019 auf nur 3,5 Prozent. 1991 waren es noch rund zehn Prozent. Zum Erhalt der Unternehmenssubstanz sollten jährlich sieben bis acht Prozent der Erlöse in Investitionen fließen.
„Der Anteil der von Insolvenz bedrohten Kliniken wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen“, prognostizierte der RWI-Gesundheitsexperte Boris Augurzky. „Sektorenübergreifende Versorgung und Digitalisierung sind wichtige Bausteine, um die Situation von Kliniken und Patienten zu verbessern.“