Abschaffung oder Erhalt: Spielt das Bargeld noch eine Rolle im digitalen Zeitalter?

Bargeld
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Unser Leben hat sich in den letzten Jahren immer mehr in den digitalen Bereich verlagert. Unter anderem shoppen wir online, buchen Reisen im Internet oder beauftragen Lieferdienste. Aus diesem Grund haben sich verschiedene Zahlungsanbieter durchgesetzt, denn für eine sichere und schnelle Abwicklung von Transaktionen im Internet müssen Alternativen her, die am besten in Echtzeit funktionieren und somit einen ähnlich dynamischen Charakter, wie das Bargeld, haben.

Gerade beim Gaming, einem absoluten Wachstumssektor im digitalen Zeitalter, ist die Geschwindigkeit der Zahlungen wichtig. Spieler kaufen sich komplette Spiele oder andere In-Game-Inhalte mit Echtgeld oder Kryptowährungen. Damit diese sofort zur Verfügung stehen, konnten Zahlungsanbieter an Bedeutung gewinnen, die Transaktionen in Echtzeit ermöglichen. So etwa Skrill, Neteller und andere Wallets, wie man sie beispielsweise auch häufig in Echtgeld Casinos findet. Das Geld soll natürlich sofort auf dem Nutzerkonto zur Verfügung stehen und zum Einsatz genutzt werden können und auch schnelle Auszahlungen eventueller Gewinne sind gewünscht. So entstehen immer neue Zahlungsdienstleister, die bekannten Methoden wie Mastercard oder auch PayPal, welche in Online-Shops besonders beliebt ist, neue Alternativen an die Seite stellen.

In einer Welt, in der sich alles digitalisiert, scheint die Rolle von Bargeld immer weiter zurückgedrängt zu werden. Selbst der Bäcker um die Ecke akzeptiert heute in der Regel die Karte für kleine Euro-Beträge und Apps helfen dabei, den Überblick über die digitalen Ausgaben zu behalten. Hat das haptische Geld also überhaupt noch einen Stellenwert?

Das sind die Vor- und Nachteile von Bargeld

Die Forderung nach der dauerhaften Abschaffung von physischem Bargeld wird immer lauter. Banken führen hitzige Debatten rund um die Zukunft des Geldes. Viele Stimmen sprechen sich für einen bargeldlosen Zahlungsverkehr aus und betonen dabei unter anderem die transparentere Zahlungsabwicklung.

Nur wenige kämpfen für den Verbleib von Bargeld. Hier sind vor allem, wie bei den meisten digitalen Neuerungen, viele Datenschützer und Technik-Zweifler an vorderster Front zu finden. Dieser Zwiespalt führt zur Frage, worin die Vor- und Nachteile von Bargeld liegen. Antworten zu dieser Fragestellung liefern die nachstehenden Auflistungen.

Die Vorteile von Bargeld

  • manche Menschen fühlen sich anonymer, wenn sie mit Bargeld bezahlen
  • Bargeld ist auch ohne die nötige technische Infrastruktur überall einsetzbar
  • einige berichten, dass sie das limitierte Bargeld im Geldbeutel weniger stark zu Impulskäufen verleitet als die immer verfügbare Karte
  • Hacker-Angriffe sind auf Bargeld nicht möglich und auch andere technische Schwierigkeiten können nicht auftreten
  • die Überlassung des Geldes an Banken ist nicht notwendig

Die Nachteile von Bargeld

  • Betrugsgefahr durch Falsch- und Schwarzgeld
  • Bargeld läuft durch unzählige Hände und ist daher unhygienisch
  • Bargeld ist viel anfälliger für physischen Diebstahl
  • wenn man zu wenig Bargeld mit sich führt, kann das in dringenden Fällen unpraktisch sein (beispielsweise, wenn man ein Busticket benötigt)
  • das Drucken von Bargeld kostet Geld, das an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte

Man kann also das Zwischenfazit ziehen, dass viele Bedenken in erster Linie psychologischer Natur sind und teils mit mangelndem Wissen bezüglich der Technologie zu tun haben. Viele befürchten, dass eine bargeldlose Welt zu Impulskäufen verleitet. Hier können beispielsweise digitale Haushaltsbücher Abhilfe schaffen. Zudem haben viele Menschen Angst davor, dass ihnen ihr digitales Echtgeld per Hacker-Angriff verloren geht, bedenken aber nicht, dass das Geld unter ihrem Kopfkissen oder in ihrer Hosentasche ebenso anfällig sein kann.

Die Tendenz zum Bargeld ist vermutlich eine Gewohnheitssache. Wer sein Leben lang mit Bargeld bezahlt hat, wird eine Weile für die Umstellung brauchen. Deshalb wird es mit Sicherheit auch in naher Zukunft keinen harten Cut geben, sondern eine schrittweise Umstellung erfolgen. Wichtig dabei ist, dass die Banken keine zu große Macht erhalten. Der Gesetzgeber wird mit Regulierungen dafür sorgen müssen, dass das Eigentum am neuen digitalen Bargeld nicht mit dem Vorhandensein des Geldes auf dem Bankkonto gleichgesetzt wird.

Wie könnte ein sanfter Umstieg gelingen?

Bis vor wenigen Jahren war die Bargeldzahlung noch die Regel. Doch inzwischen ist die technische Infrastruktur so ausgereift, dass selbst in typischen Bargeld-Branchen mittlerweile häufig mit Karte gezahlt wird. Besonders Bars, Restaurants oder Taxibetriebe haben erkannt, dass ihnen sogar Umsatz verloren gehen kann, wenn sie nicht zumindest die Option einer Kartenzahlung anbieten. 

Die Einrichtung eines EC-Karten-Terminals ist heutzutage sehr kostengünstig und durch das Aufkommen verschiedener Anbieter und das allgemeine Ansteigen des Transaktionsvolumens sinken auch die Gebühren immer weiter. Dies könnte auch kleinere Unternehmer dazu motivieren, die bargeldlose Zahlung einzuführen.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn immer weniger Menschen die bargeldlose Zahlungsweise nutzen, könnte das zu einem Umdenken führen. Insbesondere in einer alternden Gesellschaft, die vermutlich eine ausgeprägte Neigung dazu hat, Veränderungen abzulehnen, ist die eigene Erkenntnis über Vorteile von gewissen Neuerungen besonders wichtig.

Wann verschwindet das Bargeld komplett?

Besorgte Bargeld-Befürworter blicken zukünftigen Entwicklungen mit der Frage nach dem Verbleib des geliebten Bargeldes entgegen. Aktuell ist Entwarnung zu geben: Bislang zählt Bargeld zu den beliebtesten Zahlungsmitteln in Deutschland. Man könnte mutmaßen, dass dies unter anderem am Durchschnittsalter der Deutschen liegt. Das Land zählt immer mehr ältere Menschen, die mit dem Bargeld vertraut sind und eine vollständige Umstellung auf digitales Echtgeld derzeit unmöglich erscheinen lassen.

Zunächst einmal müssen Lösungen gefunden werden, um digitale Transaktionen für Jedermann zu ermöglichen. Wer kein mobiles oder stationäres Endgerät besitzt (beispielsweise ein Smartphone oder einen Computer), kann auch kein Online-Banking betreiben. Hierfür könnten dort, wo jetzt noch die Geldautomaten stehen, mobile Computer eingerichtet werden, an denen man dann seinen Kontostand prüfen und Transaktionen tätigen kann.

Während der Umstellung auf den Euro war die Deutsche Mark als Zahlungsmittel ebenfalls noch für einige Zeit zugelassen. Es wäre denkbar, dass der Zahlungsverkehr weiterhin für eine längere Übergangszeit geduldet wird und Banken das Geld bei Kontoeinzahlungen nur schrittweise einziehen und digitalisieren. Vielleicht wird die Verwendung von Bargeld offiziell aber nie ganz abgeschafft, sondern in seiner Attraktivität nur so stark eingeschränkt, dass Menschen lieber auf digitale Hilfsmittel ausweichen. Man kann ja schließlich auf einer Schreibmaschine auch immer noch Briefe tippen, aber wer macht das schon?

Bis es soweit ist, werden mit Sicherheit noch einige erbitterte Debatten rund um Freiheit und Selbstbestimmung geführt werden. Zudem müssen Wege gefunden werden, wie die Willkür der Banken, beispielsweise durch hohe Verwahrentgelte, verhindert werden könnte. Geld ist immer noch eine sehr persönliche Sache, sodass Argumente aus allen Richtungen Gehör finden sollten, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird.

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