Auch wenn sie manchem Autofahrer ein Ärgernis sind: Tempo-30-Zonen senken den Lärmpegel, sparen Stress und vermeiden schwere Unfälle. Viele Städte haben das erkannt und drosseln die Geschwindigkeit. Am häufigsten runter vom Gas müssen Fahrzeuglenker demnach in Städten in Süd- und Norddeutschland. Eher gering sind die Anteile der Straßenabschnitte mit maximal 30 km/h in der Mitte Deutschlands in einem breiteren Band zwischen Mönchengladbach und Dresden.
Tempo-30-Spitzenreiter: Berlin, Reutlingen, Essen und München
Spitzenreiter bei den geschwindigkeitsreduzierten Straßen ist Berlin mit einem Anteil von 60 Prozent, gefolgt von Reutlingen (58 Prozent). Den dritten Rang teilen sich Essen und München mit jeweils 56 Prozent Tempo-30-Anteilen am gesamten städtischen Straßennetz.
Vorfahrtsstraßennetz entscheidend
Einen Grund für die regionalen Unterschiede sehen die Forscher des Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) Christian Hanewinkel und Wladimir Sgibnev im jeweiligen Umfang des Vorfahrtsstraßennetzes. Hauptstraßen sind von der in der Straßenverkehrsordnung verankerten Vorschrift ausgenommen, nach der innerhalb geschlossener Ortschaften die Straßenverkehrsbehörden Tempo-30-Zonen „im Einvernehmen mit der Gemeinde“ anordnen. Viele Städte und Gemeinden würden die gesetzlichen Grundlagen gern dahingehend ändern, dass Kommunen eigenverantwortlich Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen können – auch auf Haupt- beziehungsweise Vorfahrtstraßen.
Keine Belege für einen Zusammenhang zwischen Bevölkerungszahl oder Gewerbesteueraufkommen
Für einen Zusammenhang zwischen Faktoren wie Bevölkerungszahl oder Gewerbesteueraufkommen und der Ausweisung von Tempo-30-Zonen haben die beiden IfL-Forscher keine Belege gefunden. Um aussagekräftige Korrelationen aufzudecken, seien weiterführende qualitative Untersuchungen nötig, etwa zur politischen Ausrichtung kommunaler Entscheidungsträger oder auch zur Rolle lokaler zivilgesellschaftlicher Akteure wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, so die Forscher.