Der Parteivorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, hat im Vorfeld des Tages der Arbeit am 1. Mai einen verpflichtenden Mindestlohn gefordert, der sich im Verhältnis 1:20 an den Gehältern von Vorstandschefs deutscher Großkonzerne orientiert. „Während Beschäftigte für höhere Löhne streiken müssen, die gerade einmal die Inflation ausgleichen, werden sich in den Manageretagen fleißig die Taschen vollgestopft, als gäbe es kein Morgen mehr“, sagte Schirdewan zur Begründung dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgabe). Als Beispiel nannte der Linkenchef das Einkommen von Bahnchef Richard Lutz, der laut Geschäftsbericht im vergangenen Jahr inklusive Bonuszahlungen rund 2,24 Millionen Euro bekam.
Nach der Forderung von Schirdewan müssten dann alle Bahnangestellten 112.000 im Jahr oder 9.333 Euro im Monat erhalten. Wenn das Unternehmen diese Löhne nicht zahlen könne, müsste das Gehalt des Bestbezahlten heruntergeschraubt werden, erläuterte Schirdewan. Im Falle der Bahn hieße das beispielsweise eine Orientierung am Grundgehalt von Vorstandschef Lutz von fast 970.000 Euro.
Nach Schirdewans 1:20-Modell bekämen dann die Angestellten 48.500 Euro im Jahr. Schirdewan begründete seinen Vorstoß weiterhin damit, dass „die soziale Schere zwischen Superreichen und denen, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen“ immer weiter auseinandergehe und ergänzte: „Die ungerechte Lohnverteilung gefährdet zunehmend die Demokratie.“ Dabei nahm der Linkenchef Bezug auf eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die große Unterschiede bei der Zufriedenheit mit der Demokratie je nach sozialer Lage der Befragten dokumentiert.
Demnach sind ökonomisch schlechter gestellte Menschen und solche mit niedrigeren Bildungsabschlüssen deutlich unzufriedener. So sagen laut Studie 67 Prozent der Angehörigen der „Unter- bzw. Arbeiterschicht“, dass sie mit der Demokratie „weniger bis überhaupt nicht zufrieden“ sind, während es in der „Mittel- und Oberschicht“ nur 35 Prozent sind. „Die Inflation frisst die Gehälter der Menschen auf, und die Existenzangst steigt an allen Ecken“, kommentierte Schirdewan und forderte, der „Raubzugmentalität in den Unternehmen“ dürfe nicht mehr tatenlos zugesehen werden.
„Wenn Manager es nicht selbst schaffen irgendwie noch den Blick für die Realität zu behalten, dann muss der Staat regulierend eingreifen und einen verpflichtenden Mindestlohn durchsetzen, der sich im Verhältnis am Gehalt der Vorstände orientiert“, sagte der Linken-Politiker. Dazu brauche es eine Gesetzesänderung.