Immer weniger Unternehmen in Deutschland wollen in den nächsten drei Monaten ihre Preise erhöhen. Die Preiserwartungen sanken für die Gesamtwirtschaft im Mai auf 19 Punkte, von 21,5 im April, teilte das Münchener Ifo-Institut am Freitag mit. Das war der achte Rückgang in Folge.
„Bis das bis zum Verbraucher durchschlägt, wird aber noch einige Zeit vergehen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Beim Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln sank die Zahl ebenfalls, aber auf sehr hohem Niveau, von 69,7 auf 63,2. Die Inflationsrate für die Verbraucher wird daher nur ganz langsam sinken, denn auch bei vielen Dienstleistern gehen die Preiserwartungen nur schleppend zurück; zum Beispiel in der Gastronomie von 36,4 auf 34,1 oder bei den Reisebüros von 48,6 auf 46,5 Punkte. Im Handel insgesamt gingen die Preiserwartungen zurück, von 26,4 auf 18,6 Punkte.
Bei den Fahrradhändlern, einem Ausreißer, stürzte die Zahl sogar ab, von plus 31,2 auf minus 21,8. Diese Betriebe planen also mehrheitlich Preiskürzungen. Damit rechnen können auch die Auftraggeber beim Bau. In der Branche sank die Zahl von plus 3,9 auf minus 6,9. In der Industrie sanken die Preiserwartungen von 12,1 auf 7,7 Punkte.
In einzelnen Branchen zeichnen sich sogar deutliche Preissenkungen ab. Zu erwarten sind Preissenkungen bei den Papierherstellern (minus 55,4 nach minus 71), in der Chemie (minus 27,9 nach minus 23), bei Gummi- und Kunststoffwaren (minus 14,2 nach minus 4,4) bei Glas, Keramik (minus 9,5 nach minus 3,8) und bei Textilien (minus 20,7 nach minus 10,1). Die Punkte bei den Ifo-Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen wollen.
Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Preise senken wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei +100 Punkten, würden alle ihre Preise senken wollen, läge er bei -100.