Chef der Münchner Sicherheitskonferenz attestiert Putin Stalin-Methoden

Wladimir Putin (über dts Nachrichtenagentur)
Wladimir Putin (über dts Nachrichtenagentur)

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, stellt Russlands Präsidenten Wladimir Putin nach dem vermeintlichen Tod von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin in eine Reihe mit Josef Stalin.

„Nachdem Putin es nicht geschafft hatte, den Kreml-Kritiker Alexei Nawalny zu vergiften, wollte er jetzt bei Prigoschin sichergehen“, sagte Heusgen dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagsausgaben) über den Flugzeugabsturz, bei dem Prigoschin am Mittwoch mutmaßlich getötet wurde. „Das scheint ihm gelungen zu sein und damit auch die Wiederherstellung seiner von Prigoschin infrage gestellten Autorität.“

Heusgen fügte hinzu: „Putin bedient sich der Methoden Stalins, als dessen Nachfolger er sich sieht“, so der frühere deutsche UN-Botschafter. Dieser Vorfall zeige „die absolute Skrupellosigkeit des Kremlherrschers“. Der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger sieht Putin nach dem Absturz des Prigoschin-Jets unterdessen als „stark und schwach zugleich“.

Putin habe an Prigoschin offensichtlich „das Exempel statuiert hat, auf das man gewartet hat“, sagte Jäger der „Kölnischen Rundschau“ (Freitagsausgabe). Er habe zeigen müssen, „dass er das Zepter des Handelns wieder in der Hand hält, und zwar mit aller Konsequenz“. Jäger: „Eine Säule seiner Macht ist die Angst, die jeder vor ihm hat, vor seiner Rache, wenn man nicht auf seiner Linie ist. Putin hat ein Signal gesetzt, das in der russischen Elite verstanden werden wird.“ Prigoschin habe eine rote Linie überschritten und geglaubt, auf Augenhöhe mit Putin bestimmen könne, wer alles wegmuss, Verteidigungsminister Sergei Schoigu etwa oder Generalstabschef Waleri Gerassimow. Andererseits hat sich laut Jäger gezeigt, wie tief die Risse in der russischen Elite gingen.

Er erinnerte an die Verhaftung des nationalistischen Bloggers Igor Girkin: „Je strikter kontrolliert werden muss, wer überhaupt etwas sagen darf, desto schwächer ist der Herrscher eigentlich.“ Andererseits sei es Putin in den 18 Monaten seines Krieges gegen die Ukraine auch gelungen, die Macht an sich zu ziehen: „Neben ihm spielt niemand mehr wirklich eine Rolle, bei ihm landet jede Entscheidung.“ Für den Krieg in der Ukraine bedeute das, dass er nicht enden werde, wenn Putin ihn nicht beenden wolle.

„Und Putin hat mehrfach klar gesagt, wann er ihn beendet, nämlich wenn die Ukraine russisch ist.“

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