Seit 56 Jahren entwickelt und produziert die „Thermik Gerätebau GmbH“ Produkte, die den meisten Endanwendern gänzlich unbekannt sein werden – auch wenn im durchschnittlichen Haushalt rund 50 der Thermik-Komponenten eingesetzt werden. Das mittelständische Unternehmen wurde 1968 vom gelernten Werkzeugmacher Peter Hofsaess gegründet – mit der Vision, den besten und zuverlässigsten Temperaturbegrenzer der Welt zu entwickeln.
Der kreative Erfinder meldete bereits in den 1970er Jahren erste Patente an, löste damit ein bis dahin latentes Problem bei der Temperatursicherung von elektrotechnischen Geräten und führte „seine“ Thermik durch turbulente Zeiten. Von den ersten namhaften Großkunden bis zur Gründung eines Produktionswerkes in den USA: Der Gründer der Thermik war nicht nur begnadeter Erfinder, sondern auch erfolgreicher Unternehmenslenker.
Inmitten der größten Umwälzungen, die das Unternehmen bis heute erfahren musste, starb Peter Hofsaess 1992 plötzlich und unerwartet. Die Nachfolge in der Unternehmensführung trat Marcel P. Hofsaess an, einer der Söhne des Gründers. Mit Mut zum Risiko und dem von seinem Vater geerbten Erfindergeist brachte Marcel P. Hofsaess die Thermik auf die Überholspur des Erfolges.
Ein renommiertes Unternehmen – und ein privater Schuldenberg
Die frühen 1990er Jahre waren für das Unternehmen geprägt von massiven Umwälzungen im Zuge der Wiedervereinigung. Neue Standorte in den neuen Bundesländern bringen neues Know-how, unter anderem in den Bereichen Halbleiterbau und Sensortechnik. Die Thermik gewann einerseits einen synergetisch-technologischen Vorsprung, andererseits musste man sich mit hohen Investitionsverpflichtungen unter Vollhaftung und Kapitalengpässen auseinandersetzen. Kurz nachdem Peter Hofsaess zum alleinigen Geschäftsführer der Thermik ernannt wurde, stirbt der Gründer plötzlich und unerwartet – und ohne testamentarische Regelung. Der Unternehmensgründer hinterließ seiner Familie ein zwar renommiertes Unternehmen, dieses aber ohne Kapitaldecke, dafür aber mit einem privaten Schuldenberg.
Wo andere verzweifeln, setzt die Familie Hofsaess auf Loyalität und enge Familienbande. Eine Kapitalbeteiligung an der Thermik durch Dritte wurde kategorisch ausgeschlossen, stattdessen setzte die Familie auf die einzig mögliche Alternative: Umsatzsteigerung durch Wettbewerbsverdrängung.
An der Spitze dieser Herausforderung: der junge Marcel P. Hofsaess. Dieser übernimmt 1992 das Marketing und den Vertrieb der Thermik, veranlasst sofortige Umgliederungen innerhalb des Unternehmens und stellt die Weichen für die Zukunft neu. Der Mut zum Risiko, für das der junge Unternehmensnachfolger sich immer wieder rechtfertigen musste, zahlte sich aus. Die Thermik konnte in den Folgejahren den Umsatz mehr als verdoppeln.
Er war nicht zu bremsen – 1993 saniert er in den USA das dortige Produktionswerk, das sodann das erste Mal seit der Gründung Mitte der 1980er Jahre Gewinne einfahren konnte. Ganz nebenbei meldete Hofsaess im selben Jahr noch seine erste Erfindung zum Patent an.
Ein Innovator übernimmt wieder das Ruder
Seit dem Tod des Gründers lag der Entwicklungsbereich der Thermik brach. Keine Impulse, keine Innovationen – für ein Unternehmen, das mehr als alle anderen von innovativen Produktentwicklungen abhängig ist, eine echte Katastrophe. Mit gelebter Hands-on Mentalität übernimmt Hofsaess 1994 auch den Bereich Entwicklung, reformiert diesen umgehend und richtet ihn ergebnisorientiert aus. Auch hier zeigt sich das einmalige Talent des Unternehmenslenkers. Denn von der Gründung bis 1994 hielt die Thermik rund 150 Patente. Heute, im vergleichbaren Zeitraum danach, sind es weit über 1.700 nationale und internationale Schutzrechte – Tendenz steigend.
Ende der 1990er Jahre ist die Thermik in vielen Bereichen bereits hoch automatisiert. Mit dem M1 wird der erste weltweit verfügbare Temperaturbegrenzer auf den Markt gebracht, bei dem alle Arbeitsschritte vollautomatisch durchgeführt werden. Das Basispatent für das Produkt stammt, wie hätte es auch anders sein können, von Hofsaess.
Die frühen 2000er stehen bei der Thermik ganz im Zeichen des Wachstums. Neue Firmengebäude, mehr Produktionsflächen, mehr Digitalisierung – und noch mehr Erfindergeist. Im Jahr 2000 ergab die Schutzrechtanalyse einer Kanzlei für Patent- und Markenrecht, dass 75 Prozent des von der Thermik getätigten Umsatzes Patente von Hofsaess tangieren. Für manch einen Kritiker geht die Entwicklung zu forsch und zu schnell. Hofsaess muss sich vorwerfen lassen, dass das Unternehmen zu sehr von seiner persönlichen Performance abhängig ist.
Dem Unternehmenslenker wird die berühmte „Pistole auf die Brust“ gesetzt – der Erfinder möge doch seine Patente bitte an seine Mitgesellschafter übertragen. Für Hofsaess ist dies keine Option, es bahnt sich eine Führungskrise an, im Zuge derer Hofsaess das Unternehmen verlässt. Nach einigen Jahren der Umstrukturierung gelingt es dem Unternehmer im Mai 2006, die alleinige Führung der Thermik zurückzuerlangen. Und mit dem Sohn des Gründers kehrt auch umgehend das Vertrauen in die Unternehmensleistung zurück.
Schon das Geschäftsjahr 2007 schließt nach stagnierenden und rückläufigen Jahren seiner Abwesenheit bereits nach nur einem Jahr nach seiner Rückkehr mit neuem Rekordergebnis!
Die Früchte der Kreativität: Zahlreiche Innovationspreise
Seit 2006 steht Marcel P. Hofsaess nun an der Spitze seines Unternehmens – und zusätzlich an der Spitze der Erfinder von Temperaturbegrenzern. Hier führt Hofsaess weltweit die Bestenliste an. Mit über 1.000 erteilten Patenten hält Hofsaess mehr Schutzrechte auf seine Erfindungen wie die sieben nachfolgenden Erfinder weltweit (unter denen übrigens auch noch der 1992 verstorbene Gründer der Thermik gelistet wird) zusammen. Gemessen an der Zahl seiner patentierten Erfindungen gehört Hofsaess zu den Top 3 der lebenden deutschen Erfinder-Unternehmer.
Hofsaess überträgt den kreativen, innovativen Geist seit Jahrzehnten auf sein Unternehmen. Die Thermik ist sowohl personell als auch organisatorisch zukunftsorientiert aufgestellt. 900 Mitarbeiter aus 17 Nationen sorgen auf vier Kontinenten dafür, dass die Produkte der Thermik kontinuierlich verbessert werden. Neue Produkte, neue Anwendungsfelder und weitere Patente lassen die Thermik unter der Führung von Hofsaess zum globalen Marktführer mit hohem Wettbewerbsvorsprung wachsen.
Im Mittelstand sind gelebte Werte und eine unternehmerische Weitsicht die Voraussetzungen für einen kontinuierlichen Erfolg. Dass Werte und Weitsicht bei der Thermik Hand in Hand gehen, zeigen zahlreiche Auszeichnungen, die das Unternehmen fast wie am Fließband für sich verbuchen kann. Vom „TOP-100-Award“ über Bestnoten im Bonitätsindex bis hin zum Eintrag unter die Top 10 der wirtschaftlichsten Unternehmen in Deutschland reichen die Awards, die Hofsaess und seine Mitarbeiter für ihren gemeinsamen Erfolg erhalten.
Und auch die Zukunft des Unternehmens ist längst gesichert, denn durch ausgeweitete Aktivitäten im Bereich der grünen Technologien setzt sich auch hier der „Hidden Champion“ des deutschen Mittelstands unaufhaltsam an die Spitze. Auf Hofsaess kommen „grüne Zeiten“ zu, die der Unternehmer mit seinem ausgesprochenen Mut zum Risiko garantiert für den weiteren Erfolg der Thermik zu nutzen weiß. Entsprechende Patente dafür liegen bereits in der Schublade.