Das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist der Enkel, der in eine finanzielle Not geraten ist und dringend Hilfe braucht. Dieses Szenario kennen viele Bürger bereits aus den Medien: der klassische Enkeltrick. Wer jetzt annimmt, dass darauf heutzutage niemand mehr reinfällt, irrt! Denn leider nehmen die Meldungen über gelungene Betrugsversuche nicht ab und die Kreativität der Trickbetrüger ist grenzenlos.
Anrufe von Anwälten, vermeintlichen Polizisten oder anderen offiziell wirkenden Institutionen bei vorwiegend älteren Personen haben es nur auf eines abgesehen: Geld. Doch manche Verbraucher lassen sich nicht so einfach übers Ohr hauen und drehen den Spieß kurzerhand um. Thomas Wrobel ist Spam-Schutz-Experte von „Clever Dialer“ und stellt drei Betrugsversuche vor, bei denen am Ende zur Abwechslung einmal das Gute siegt!
1. Gemeinsam stark!
Ein 68-jähriger Mann aus Neubrandenburg erhielt einen Anruf von einem vermeintlichen Polizisten. Es ist der klassische Vorwand: Sein “Sohn” sei in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt und nur die rekordverdächtige Summe von 125.000 Euro könne ihn jetzt noch vor dem Gefängnis bewahren.
Zwar nahm der Rentner zunächst die Forderung ernst, doch auf dem Weg zum Geldinstitut kamen ihm Zweifel an der Glaubwürdigkeit seines Gesprächspartners. Er spielte das Spiel jedoch mit.
Bei der Bankfiliale angekommen, schob er der Kundenberaterin einen Zettel mit einer entsprechenden Erklärung der Situation zu und diese alarmierte die echte Polizei. Hand in Hand arbeiteten die drei Parteien zusammen. Während die Angestellte eine Bargeldabhebung simulierte, vereinbarte der Rentner mit seinem Gesprächspartner Übergabezeit und -ort. Zeitgleich forderte die Polizei zivile Einsatzkräfte für den entsprechenden Standort an.
So gelang es mit vereinten Kräften, den 35 Jahre alten Trickbetrüger bei der Geldübergabe vorläufig festzunehmen.
2. Trickbetrug kennt keine Altersgrenzen
In Augsburg hat ein skrupelloser Scammer versucht, eine 100-jährige Seniorin mittels Schockanruf einzuschüchtern und zu bedrängen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass die Betroffene über die kursierenden Betrugsmaschen informiert ist und sich wehrt! Damit das Telefonat nicht abgebrochen wird, behauptete sie zunächst, sie müsse im Keller nach etwaigen Wertgegenständen suchen. In Wahrheit ging die rüstige Rentnerin jedoch zu ihren Nachbarn und bat diese um ihre Unterstützung.
Das Studentenpaar zögerte nicht lange und alarmierte die Polizei. Zusätzlich gaben sie der Frau noch den Tipp, bei der vorgetäuschten Übergabe Toilettenpapier-Rollen in die Tüte zu packen.
Als der 33-jährige Abzocker vor dem Haus der Seniorin eintraf, warteten bereits zivile Einsatzkräfte der Polizei, um den Mann in Gewahrsam zu nehmen. Für ihren Mut wurde die Rentnerin sogar mit der „Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit“ des Freistaates Bayern geehrt.
3. Gleich drei auf einen Streich
Ein Trickbetrüger kommt selten alleine. So kam es in Heilbronn zu einer Verhaftung von gleich drei Tatverdächtigen! Eine Anruferin gab sich als “Tochter” aus und wollte 20.000 Euro in bar von einem Ehepaar ergaunern.
Als der Schockanruf am Telefon der 57-jährigen Ehefrau einging, durchschaute diese die Masche sofort und gab ihrem Mann ein klares Zeichen, die Polizei zu informieren.
Die beiden spielten das Spiel mit und wurden zunächst an einen Übergabeort gelotst, wo die Beamten bereits warteten. Die zwei eintreffenden Geldabholer bemerkten die Gesetzeshüter und versuchten zu flüchten, konnten allerdings nach einer kurzen Verfolgungsjagd festgenommen werden.
In der Zwischenzeit blieb die Heilbronnerin weiterhin am Telefon und wurde sogar noch zu einer weiteren Übergabe geleitet, um dort der Anruferin die 20.000 Euro zu übergeben. Auch sie wurde festgenommen. Nun befindet sich das Trio infernale wegen des Verdachts auf versuchten gewerbsmäßigen Bandenbetrug in Untersuchungshaft.
Fazit: Aufklärung zeigt Wirkung, doch es ist noch Luft nach oben!
Diese drei Beispiele machen einmal mehr deutlich, wie wichtig die Aufklärung über Betrugsmaschen am Telefon auch heutzutage noch ist. Obwohl es in den vorgenannten Fällen ein glückliches Ende für die Betroffenen gab, erbeuten Trickbetrüger noch immer jedes Jahr mehrere Millionen Euro durch vermeintliche Gewinnspiele, Schockanrufe und Co.
Doch Verbraucher stehen nicht schutzlos da. Portale, die eine Rückwärtssuche für Telefonnummern anbieten, sind eine gute Möglichkeit, um unbekannte Nummern zunächst einmal zu überprüfen.
Auch Anruferkennungs- und Spamschutz-Apps können präventiv genutzt werden, um Verbraucher vor verdächtigen Anrufen zu warnen. Besonders ratsam ist es jedoch, sich regelmäßig über die aktuellen Betrugsmaschen zu informieren. Je mehr die Menschen über die Taktiken der Abzocker wissen, desto wachsamer sind sie bei einem entsprechenden Betrugsversuch und geben Gaunern damit erst gar keine Chance auf Erfolg.