Immer schön freundlich bleiben: Mit hilfreichen Nutzerkommentaren gegen Telefonspam

Rotes Telefon (über rcphotostock)
Rotes Telefon (über rcphotostock)

Fast jede Person mit einem Handy oder Festnetzanschluss war schon einmal mit einem Spam-Anruf konfrontiert. Die Vorwände und Methoden der Trickbetrüger, um in so einem Gespräch an sensible Informationen zu gelangen, sind dabei vielfältig. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Verbraucher über die verschiedenen Arten der Täuschungen informiert sind.

Die Erfahrungsberichte anderer Betroffener in den verschiedenen Foren sind hierfür besonders hilfreich. Doch immer häufiger werden die Kommentarspalten dazu genutzt, der eigenen Wut freien Lauf zu lassen und nicht, um andere Nutzer zu sensibilisieren. Thomas Wrobel ist Spamschutz-Experte von „Clever Dialer“ und erklärt, worauf es beim Verfassen eines Feedbacks ankommt.

Huch, was ist denn hier passiert?

Größter Dieb, @#!+©?*☏, Lügner, #!%&©§, #!?©*☏&%§, @#!+©?*☏-#!%&©§-!&$?, #!?©*☏&%§ und #!?©*☏&%§ alles @#!+©?* #$!-©?*☏-%&§+. #!?©*☏&%§ und #!%&©§ kleinkrimineller ☏#!%&©§.

Nein, das ist kein Fehler. In diesem Nutzerkommentar wurden alle härteren Beleidigungen und Kraftausdrücke geschwärzt. Was bleibt, ist für Lesende wenig informativ. Doch offenbar war es dem Verfasser wichtiger, seinem Ärger Luft zu verschaffen, als andere Betroffene vor einer möglichen Betrugsmasche zu warnen.

Dabei ist genau das der eigentliche Zweck von Verbrauchermeldungen: sie informieren, klären auf und sensibilisieren andere, um sie vor einer möglichen Abzocke zu schützen. Nun ist dieses Beispiel nur ein Kommentar von vielen.

Auf den unterschiedlichen Plattformen finden sich zahlreiche Äußerungen, deren Inhalt beleidigend, aggressiv oder sogar rassistisch ist. Besonders, wenn es um Beschimpfungen geht, werden Nutzer teilweise sehr ausfallend und verlieren das Wesentliche aus den Augen. Einen Mehrwert bieten solche Nachrichten niemandem. Doch worauf muss bei der Formulierung eines hilfreichen Nutzerkommentars geachtet werden? 

Netiquette und die Frage nach dem W

Das Kofferwort Netiquette, das sich aus dem Englischen net für „Netz“ und dem Französischen etiquette für „Verhaltensregeln“ zusammensetzt, bezeichnet das angemessene Verhalten im Internet gegenüber anderen Nutzern. Egal ob beim gemeinsamen Chatten oder beim Verfassen von Kommentaren, es ist nie verkehrt, sich bei der Wortwahl an die Netiquette zu halten. Besonders nach einer unangenehmen Erfahrung wie einem Trickbetrug oder tagelangem Telefonspam ist das natürlich leichter gesagt als getan, denn die Nerven liegen blank.

Um den Fokus nicht aus den Augen zu verlieren, ist es daher immer ratsam, sich bei der Schilderung eines Zwischenfalls an den typischen W-Fragen zu orientieren. Wer hat angerufen? Was wollte die Person wissen? Welchen Vorwand nannte der Gesprächspartner? Wie war die Stimmung am Telefon? Woher stammte der Anruf? Die Antworten auf diese Fragen liefern wichtige Informationen für andere Verbraucher, was sie damit weniger anfällig macht, auf potenzielle Betrugsversuche reinzufallen. Die folgende Meldung hat – trotz zwei vulgären Ausrutschern – die grundlegenden W-Fragen beantwortet:

Vorsicht Betrüger! Angeblich so eine Media GmbH [Wer?], die wegen einer Umfrage Daten abgleichen will [Was?]. Als ich nachgefragt habe, woher sie meine Telefonnummer haben, wurde der Herr sehr frech am Telefon [Wie?] und meinte, ich müsse nicht mit einer Gegenfrage antworten. Eine Frechheit das solche #!%&©§ auf die Menschheit losgelassen werden. Für so eine ?#&%!$ rufen die auch noch aus dem Ausland (Niederlande) an. [Woher?]

Absolutes No Go: Lügen formulieren

Sachlich verfasste Kommentare helfen nicht nur dabei, Bürgern hilfreiche Tipps sowie Verhaltensregeln mit an die Hand zu geben, sie sind auch für seriöse Institutionen eine wichtige Informationsquelle, da sie ein reales Abbild aktueller Betrugsmaschen liefern. So sind zum Beispiel seit einigen Wochen Meldungen im Umlauf, aus denen hervorgeht, dass der gute Name der Verbraucherschutzzentrale durch Trickbetrüger missbraucht wird. Solche Informationen bieten einen enormen Mehrwert bei der Bekämpfung von Telefonspam. 

Eine absolute Unsitte, die niemandem etwas bringt, sind neben Beleidigungen und diskriminierenden Äußerungen, jedoch Lügen. Immer wieder werden scheinbar ausgedachte Szenarien beschrieben, die so absurd wirken, dass es zweifelhaft ist, ob diese tatsächlich so passiert sind. Übertreibungen oder Ausschmückungen können außerdem dazu führen, dass andere Nutzer die Echtheit aller Kommentare infrage stellen. Dann werden wertvolle und ehrliche Warnungen weniger beachtet und seriöse Plattformen, die diese Informationen bereitstellen, verlieren ihre Glaubwürdigkeit. Das kann den Trickbetrügern letztlich sogar in die Karten spielen!

Informieren statt schikanieren!

Natürlich ist es mehr als nachvollziehbar, dass Betroffene frustriert und genervt von den ständigen Anrufen sind. Einige Kommentare berichten sogar von Beleidigungen und wüsten Beschimpfungen am Telefon.

Spam-Calls sind ein globales und nach wie vor sehr großes Problem. Doch auch, wenn es ausweglos erscheinen mag – der beste und effektivste Schutz gegen diese Gauner ist Aufklärung. Kommentare, die andere Verbraucher über aktuelle Maschen informieren und die Vorgehensweisen der Trickbetrüger genauestens dokumentieren, schützen am besten davor, in eine Falle zu geraten.

Zusätzlich können Apps zur Anruferkennung und Spamschutz installiert werden, damit potenzielle Fake-Calls gar nicht erst durchgestellt werden. Wer dennoch an einen zwielichtigen Gesprächspartner gerät, sollte sich nicht beirren lassen und im Zweifel einfach auflegen.

Sich auf das Niveau dieser Personen zu begeben, wird die Übeltäter nicht aufhalten. Wer informiert statt schikaniert, leistet den effektivsten Beitrag zu einer langfristigen Eindämmung solcher Anrufe!

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