Inmitten der Vorbereitungen auf die diesjährige Weihnachtsmarktsaison sorgt eine Entscheidung der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) für Unruhe. Trotz intensiver Bemühungen der Bundesvereinigung der Musikveranstalter (BVMV) und des Deutschen Städtetags gibt es keinerlei Anzeichen für die Einführung eines speziellen Tarifs für kommunale Weihnachtsmärkte.
Dies könnte weitreichende finanzielle Folgen für die Veranstalter haben und besonders renommierte Märkte wie den Nürnberger Christkindlesmarkt vor große Herausforderungen stellen.
Fehlende Kompromissbereitschaft der GEMA
Nach monatelangen Verhandlungen war ursprünglich eine weitere Verhandlungsrunde für die kommende Woche angesetzt. Ziel dieser Gespräche war es, eine Gebührenregelung zu entwickeln, die die besondere kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung von Weihnachtsmärkten berücksichtigt. Die GEMA allerdings veröffentlichte nun eine Pressemitteilung, in der sie auf die geltenden Tarife hinweist und einen speziellen Tarif für Weihnachtsmärkte kategorisch ausschließt.
Für Märkte wie den Nürnberger Christkindlesmarkt bedeutet dies, dass sie mit erheblichen Mehrkosten rechnen müssen. Die Veranstalter des weltbekannten Marktes müssten im Rahmen des derzeitigen Tarifs fast 30.000 Euro an die GEMA abführen.
Kritik aus Nürnberg
Diese Entwicklung stößt auf heftigen Widerstand bei kommunalen Vertretern. Dr. Andrea Heilmaier, Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin der Stadt Nürnberg, äußerte deutliche Kritik am Vorgehen der GEMA. „Das Vorgehen der GEMA ist weder nachvollziehbar noch kooperativ. Natürlich setzen wir uns für eine faire Vergütung der Künstler ein, aber auch kommunale Veranstalter brauchen eine tragbare Gebührenstruktur, unabhängig von ihrer Größe. Diese Haltung der GEMA schadet nicht nur den Veranstaltern, sondern auch den Bürgern, die unsere traditionellen Weihnachtsmärkte schätzen.“
Heilmaier deutete sogar an, dass Nürnberg prüfe, gänzlich GEMA-freie Musik auf dem Christkindlesmarkt einzusetzen – ein Schritt, der die GEMA vollständig von der Einnahmequelle ausschließen würde. Sollte dieser Weg eingeschlagen werden, könnte dies zu einer weitreichenden Debatte führen, inwiefern gemeinnützige oder kulturelle Veranstaltungen unter den geltenden Regelungen belastet werden.
Freiwilliges Engagement und Tradition in Gefahr
Die Situation trifft besonders schmerzlich jene Akteure, die mit unermüdlichem Engagement zur festlichen Stimmung beitragen. Auf der Bühne des Christkindlesmarkts treten jährlich rund 90 Chöre auf, die ihre Auftritte unentgeltlich gestalten. Es handelt sich hierbei um freiwillige Auftritte von Kinder-, Erwachsenen- und Posaunenchören, deren einziges „Honorar“ ein fünf Euro-Gutschein ist, den sie an den Ständen des Marktes einlösen können. Gerade diese traditionelle Einbindung der Gemeinschaft könnte durch die hohen Gebührenregelungen in Gefahr geraten.
Auswirkungen auf weitere Märkte
Auch andere Städte und Gemeinden stehen nun vor einer schwierigen Entscheidung. Während die GEMA die Bedeutung einer fairen Vergütung für Künstler hervorhebt, sehen sich die Veranstalter gezwungen, kreative Lösungen zu finden, um die Kultur ihrer Weihnachtsmärkte aufrechtzuerhalten. Angesichts der finanziellen Belastungen könnten kleinere Märkte künftig sogar ganz auf Musik verzichten oder ebenfalls auf GEMA-freie Alternativen setzen.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob sich noch ein Kompromiss finden lässt – oder ob die GEMA durch ihr starres Festhalten an den geltenden Tarifen das jahrhundertealte Erbe der deutschen Weihnachtsmärkte gefährdet.