Finnland zwischen Natur und Smart Cities: Warum den glücklichsten Menschen der Welt Klimaschutz so wichtig ist

Natur wohin das Auge reicht (über wmaster890)
Natur wohin das Auge reicht (über wmaster890)

Finnland wurde laut dem „UN World Happiness Report 2025“ bereits zum achten Mal in Folge als das glücklichste Land der Welt ausgezeichnet. Ein wesentlicher Faktor für das anhaltende Wohlbefinden der finnischen Bevölkerung ist ihre tiefe Naturverbundenheit – ein Element, das zugleich den Klimaschutz vorantreibt.

Während in Deutschland eine vergleichsweise geringe Bereitschaft zum Klimaschutz festgestellt wurde, befürworten rund 70 Prozent der Finnen sogar strengere Umweltvorschriften.

Natur als Lebensquelle und Impulsgeber für den Klimaschutz

Zahlreiche Studien belegen den positiven Zusammenhang zwischen Naturkontakt und menschlicher Gesundheit sowie Wohlbefinden. Riikka Puhakka, Expertin am FEI der LAB University of Applied Sciences, betont: „Eine Erklärung für die langfristige Lebenszufriedenheit der finnischen Bevölkerung ist ihre enge Naturverbundenheit. Wir konnten feststellen, dass der regelmäßige Kontakt mit der Natur positive Auswirkungen auf den Alltag hat.“

Gemeinsam mit Eemeli Hakoköngäs führte Puhakka eine Untersuchung unter Jugendlichen aus Lahti durch, die eine überwiegend positive Assoziation mit der Natur ergab – die Mehrheit der Teilnehmenden gab an, dass sie durch die Natur glücklich werde.

Naturverbundenheit als Teil der nationalen Identität

Die Verbundenheit zur Natur ist tief in der finnischen Identität verankert. Ein aktuelles Naturbarometer mehrerer Ministerien zeigt, dass 97 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass die Natur die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen verbessert. Dieses Vertrauen in die natürliche Umwelt sowie in öffentliche Behörden erklärt laut Experten auch die hohe Offenheit gegenüber Klimapolitik im finnischen Vergleich zu anderen Ländern.

So spielt der Bezug zur Natur bereits in der Stadtplanung eine zentrale Rolle, wie das Konzept der Drei-plus-Dreißig-Plus-Dreihundert-Regel demonstriert: Jede Wohnung sollte mindestens drei Bäume in Sichtweite haben, jedes Stadtviertel soll zu 30 Prozent von Baumkronen bedeckt sein und die Entfernung zur nächsten Grünfläche darf maximal dreihundert Meter betragen.

Smart Cities als Vorreiter im Klimaschutz

Städte tragen weltweit etwa 70 Prozent der Treibhausgasemissionen und 80 Prozent des Energieverbrauchs. Finnische Städte reagieren darauf mit integrierten, sektorübergreifenden Lösungen. Ein herausragendes Beispiel ist die Stadt Lahti, die sich bereits für das Jahr 2025 das Ziel gesetzt hat, vollständig kohlenstoffneutral zu werden – und damit den nationalen Klimaschutzzielen um zehn Jahre voraus ist. Seit 1990 konnten die Emissionen der Stadt um 64 Prozent reduziert werden. Innovative Projekte wie ein persönliches Emissionsbudget, das den Bürgern über eine App Preisnachlässe für Bustickets oder Fahrräder gewährt, beziehen die Bevölkerung aktiv in den Klimaschutz ein. Zudem werden mehr als 99 Prozent der Haushaltsabfälle recycelt, wovon wiederum zwei Drittel zur Energieerzeugung genutzt werden.

Gemeinsam stark: Unternehmen als Klimapartner

Die finnischen Kooperationsmodelle zeigen, wie eng Zusammenarbeit zwischen Behörden, Hochschulen, Forschungsinstituten, lokalen Gemeinschaften und Unternehmen den Klimaschutz fördern kann. Ein Beispiel dafür ist das Kujala Abfallwirtschaftszentrum in Lahti, das als innovatives Ökosystem fungiert, in dem Unternehmen ihre Nebenprodukte als Ressourcen nutzen und kontinuierlich Wissen austauschen.

Der regionale „Nature Step to Health Programme“ bündelt diesen Kooperationsgedanken, indem er Lösungen entwickelt, die sowohl Gesundheit und Wohlbefinden fördern als auch ökologischen Mehrwert schaffen. Finnland verfolgt damit einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele in synergetischer Verbindung stehen. Das trägt maßgeblich zum Wohlbefinden der Bevölkerung und zu ihrem Engagement im Klimaschutz bei.

Fazit

Während Deutschland noch über den Kohleausstieg und die Flächennutzungspolitik für saubere Energie debattiert, zeigt Finnland, wie Umweltschutz, wirtschaftliche Interessen und gesellschaftliches Wohlbefinden harmonisch ineinandergreifen können. Die tiefe Naturverbundenheit der Bevölkerung, das Vertrauen in öffentliche Institutionen und die enge Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren sind Schlüsselelemente, die Finnland zu einem Vorreiter im Klimaschutz machen – ein Erfolgsmodell, von dem auch andere Länder lernen können.

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