Erfolg durch Widrigkeiten: Yasin Qureshi über Unternehmertum, ADHS und die Kraft des Fokus

Erfolg (über Snapwire)
Erfolg (über Snapwire)

In der hart umkämpften Finanz- und Technologiebranche herrscht oft die Vorstellung, dass Erfolg unerschütterlichen Fokus, penible Planung und konsequente Umsetzung voraussetzt. Yasin Sebastian Qureshi – der als jüngste Person in Deutschland im Alter von 29 Jahren eine Banklizenz erhielt – geht diesen Annahmen jedoch radikal entgegen. Sein Weg vom Zeitungsjungen zum wegweisenden Unternehmer zeigt eindrucksvoll, wie vermeintliche Einschränkungen zu mächtigen Vorteilen werden können.

Die Kraft der Neurodiversität erkennen

Qureshi spricht offen über seine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), eine Diagnose, die häufig als rein hinderlich wahrgenommen wird. „Ich hatte wahrscheinlich mein ganzes Leben lang ADHS – deshalb bin ich nie den traditionellen Weg gegangen“, verrät er in einem Interview. Dieser neurologische Unterschied hat seine Herangehensweise an Geschäft und Leben grundlegend geprägt. Statt ADHS als Schwäche zu sehen, hat er seine individuellen Eigenschaften als Katalysator für Innovation und Unternehmertum genutzt. „Die Schattenseite ist, dass sie viel Angst mit sich bringt – man sucht dann Aktivitäten, um diese Angst zu bewältigen“, erklärt er. Während diese Angst manche in destruktive Bahnen lenken könnte, hat Qureshi sie produktiv kanalisiert: „Ich habe sie durch Arbeit kompensiert.“

Viele wissen nicht, dass ADHS mit einem variablen Fokus einhergeht. „Das wissen die Leute oft nicht: Man hat keinen Fokus, wenn einen etwas nicht interessiert. Aber sobald dein Interesse oder deine Angst deine Aufmerksamkeit bündelt, erlebst du einen regelrechten Flow“, so Yasin Qureshi. Diese Fähigkeit, sich bei echter Begeisterung in Hyperfokus zu versetzen, entwickelte sich zu einem seiner größten unternehmerischen Vorteile. „Du beginnst um 10 Uhr mit der Arbeit und stellst plötzlich fest: ‚Mist, es ist schon 20 Uhr und ich habe noch nicht gegessen.'“ So verdeutlicht er die intensive Konzentration, die ihm half, innovative Finanzsysteme und Unternehmen zu entwickeln.

Von ersten Jobs zu unternehmerischen Vorhaben

Qureshis Weg zum Erfolg verlief alles andere als konventionell. Seine ersten Berufserfahrungen waren von zahlreichen Entlassungen geprägt – nicht aus Inkompetenz, sondern wegen seines angeborenen Drangs, ineffiziente Systeme zu optimieren. „Aus jedem einzelnen Job bin ich rausgeflogen – aus allem“, berichtet er offen. Ob in Lagerhäusern oder Restaurants: Qureshi konnte einfach nicht anders, als auf bestehende Ineffizienzen hinzuweisen. „Als ich in der Küche arbeitete, sagte ich: ‚Das Abwaschen, wie ihr das macht, ist extrem ineffizient.‘ Die Kollegen waren sauer – und so wurde ich entlassen.“

Seine längste Anstellung dauerte gerade einmal zwei Monate. Dieses Muster setzte sich auch während seines Kunststudiums in Hamburg fort, als er in einer Maklerfirma tätig war. „Ich sagte: ‚Ihr macht das alles manuell – das ist kompletter Schwachsinn. Nehmt doch einfach die Daten!‘ Bevor ich meinen Monolog beenden konnte, war ich gefeuert“, erinnert sich Yasin Sebastian Qureshi. Diese Erfahrungen wurden zum Katalysator für seinen unternehmerischen Durchbruch. „Eigentlich bin ich in die Selbständigkeit gedrängt worden, weil ich wegen meiner Eigenart aus jedem Job rausgeflogen bin. Mit 21 musste ich meine eigene Firma gründen, da mich niemand mehr einstellen oder halten wollte.“

So entstand ein aus der Not geborenes Unternehmertum: Qureshi entwickelte ein Softwareprogramm, das Kapitalmärkte analysierte und Handelssignale online verkaufte – die ersten Anfänge dessen, was sich später zum algorithmischen Handel weiterentwickeln sollte. Dieses frühe Unternehmen führte schließlich dazu, dass er im Alter von 29 Jahren eine Banklizenz erhielt und CEO einer Investmentbank wurde.

Balance zwischen Risiko und Fokus

Yasin Qureshi gibt offen zu, dass seine impulsive ADHS-Natur ihn häufig zu riskanten Entscheidungen verleitet – ein Umstand, den er direkt mit seiner Erkrankung in Verbindung bringt. „Meine impulsive Natur führt dazu, dass ich zu viel aufs Risiko setze“, erklärt er, ergänzt jedoch, dass er diesem Hang durch starke partnerschaftliche Beziehungen entgegenwirkt: „Meine bessere Hälfte fungiert als Korrektiv, um zu verhindern, dass ich zu sehr in meine risikofreudige ADHS-Seite abgleite.“ Dieses Selbstverständnis bildet den Schlüssel zu seinem Erfolg. Anstatt seine Veranlagungen zu verleugnen, hat Qureshi gezielt Systeme und Beziehungen aufgebaut, die seine Stärken fördern und potenzielle Schwächen ausgleichen. Sein Ansatz zeigt eindrucksvoll, wie das Verständnis der eigenen kognitiven Muster geschäftliche Vorteile erschließen kann.

Der Weg zur Etablierung seiner Bankreferenzen war alles andere als einfach. „Wir haben Tag und Nacht gearbeitet – als eine Gruppe von Freunden. All das Geld, das wir verdienten, reinvestierten wir über lange Zeiträume hinweg, nur um diese Lizenz zu erhalten“, berichtet er. Diese Phase erforderte außergewöhnliche Disziplin und Ausdauer – Eigenschaften, die im Widerspruch zu den typischen ADHS-Stereotypen stehen, jedoch durch Qureshis Fähigkeit, sich auf ein überzeugendes Ziel zu hyperfokussieren, ermöglicht wurden.

Die Rolle der Angst als Motivator

Interessanterweise sieht Yasin Sebastian Qureshi in der Angst einen kraftvollen Antrieb. Aufgewachsen mit begrenzten Ressourcen trieb ihn die Furcht vor dem Scheitern dazu, härter und intelligenter zu arbeiten. „Angst war der größte Katalysator – als Migrant mit wenig Ressourcen und ständiger Geldknappheit in der Familie. Wahrscheinlich wäre all das nicht passiert, wenn ich ein verwöhntes Gen-Z-Kind aus Beverly Hills gewesen wäre“, reflektiert er. Diese Angst erzeugte eine produktive Spannung, die in Kombination mit seiner ADHS-bedingten Fähigkeit zur Hyperkonzentration seine Leistungen vorantrieb. Anstatt von Angstzuständen gelähmt zu werden, verwandelte er sie in Motivation: „Die Umwandlung der Angst in Produktivität – es war nicht immer so, dass ich liebte, was ich tat, als ich, sagen wir, quantitative Risikoberichtsmethoden für die deutsche Aufsichtsbehörde entwickelte.“

Diese Kombination aus Angst als Treibstoff und intensivem Fokus als Motor ermöglichte es ihm, auch herausfordernde Aufgaben zu bewältigen – selbst jene, die von Natur aus wenig Freude bereiteten. „Es gibt weitaus bessere Möglichkeiten, seine Wochenenden in den Zwanzigern zu verbringen, aber ich tat es – vieles davon war zunächst von Angst getrieben“, gibt er zu.

Geschäftsphilosophie und erlernte Lektionen

Aus seinen vielfältigen Erfahrungen hat Qureshi eine eigene Geschäftsphilosophie entwickelt – eine, die den tatsächlichen Kern des Erfolgs beleuchtet. Seine vielleicht kontraintuitivste Erkenntnis: Ideen zählen wenig, wenn es an der richtigen Umsetzung fehlt. „Die Idee spielt absolut keine Rolle“, betont er eindringlich. „Nimm die beste Idee der Welt – und ein schlechtes Team – es wird niemals funktionieren. Nimm die schlechteste Idee und ein brillantes Team, das sie anpasst und verändert, bis daraus etwas Außergewöhnliches entsteht. Es kommt einzig auf das Ausführungsteam und die Umsetzung an.“

Diese Perspektive rückt zwischenmenschliche Beziehungen in den Mittelpunkt des geschäftlichen Erfolgs. „Alles ist austauschbar, außer Beziehungen. Das einzig wirklich Einzigartige in dieser Welt ist die Beziehung – sie kann nicht ersetzt werden und hat keinen messbaren Preis“, erklärt Yasin Qureshi. Er betont, dass bedeutungsvolle Verbindungen weit über rein transaktionale Geschäftsinteraktionen hinausgehen: „Arbeite daran, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen – Qualität statt Quantität.“ Die Bedeutung authentischer Beziehungen wurde ihm besonders bewusst, als er feststellte, dass lockere, informelle soziale Kontakte oft zu besseren Geschäftsergebnissen führten als reines Fachwissen: „Ein unbeschwertes Event-Wochenende mit Leuten generierte mehr Geschäfte und Geld, als man durch rein technische Expertise erreichen konnte – ‚Lass uns einfach unterschreiben, weil er ein netter Kerl ist.'“

Diese Erkenntnis veränderte grundlegend seinen Ansatz: „Vom datengetriebenen Nerd zur Person, die erkennt, dass es im Endeffekt nur um Beziehungen geht – es ist nichts anderes als Psychologie. Daten sind austauschbar.“

Ein ganzheitlicher Ansatz für Erfolg und Wohlbefinden

Mit fortschreitender Karriere hat Yasin Sebastian Qureshi einen zunehmend ganzheitlichen Erfolgsansatz verfolgt, der sowohl körperliches als auch geistiges Wohlbefinden umfasst. Inspiriert von Dr. Kelly Turners Forschung zur radikalen Remission von Krebs folgt er einem umfassenden Wellness-Programm. „Ich folge Dr. Kelly Turners Blaupause – sie beinhaltet eine spirituelle Komponente. Gleichzeitig muss ich zugeben: Ich bin ein Nahrungsergänzungsmittel-Fanatiker, weil ich glaube, dass die Massennahrungsmittelproduktion bestimmte essentielle Elemente vermissen lässt, die ersetzt werden müssen“, erklärt er.

Dieses gestärkte Gesundheitsbewusstsein verdeutlicht, dass nachhaltiger Erfolg weit mehr als reinen Geschäftssinn erfordert – er verlangt körperliche Vitalität und geistige Klarheit. Sein Ansatz integriert dabei sowohl Ernährung als auch Nahrungsergänzungsmittel wie NAD+, das die DNA-Expression unterstützt, sowie entzündungshemmende Substanzen wie Kurkuma. Über die körperlichen Aspekte hinaus legt Qureshi großen Wert auf emotionales und spirituelles Wohlbefinden. Er praktiziert regelmäßig Meditation, Wim-Hof-Atmung und Klangmeditationen, um seinen Fokus zu erhalten und Stress abzubauen. Auf die Frage, was er tue, wenn er sich überfordert fühlt, ist seine Antwort eindeutig: „Meditation. Wim-Hof-Atmung. Klangmeditationen.“

Lektionen für angehende Unternehmer

Für alle, die in seine Fußstapfen treten möchten – insbesondere für Menschen mit ADHS oder anderen neurodivergenten Bedingungen – bietet Qureshis Werdegang wertvolle Lehren:

  1. Nutze deine natürlichen Tendenzen: Kämpfe nicht gegen deine Eigenarten an, sondern lerne, sie produktiv zu nutzen. Qureshi passte sich nicht an ineffiziente Systeme an, sondern schuf Umgebungen, in denen seine Perspektive zum Vorteil wurde.
  2. Baue starke Unterstützungssysteme auf: Suche dir Partner, die deine Stärken ergänzen und deine Schwächen ausgleichen.
  3. Verstehe, dass neurologische Unterschiede sowohl Herausforderungen als auch Gaben mit sich bringen: Dieselbe Eigenschaft, die Routineaufgaben erschwert, kann außergewöhnlichen Fokus und Kreativität ermöglichen, wenn sie richtig kanalisiert wird.
  4. Investiere in authentische Beziehungen: Wie Yasin Qureshi betont: „Du bist oft die Summe der fünf Personen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“ Wähle deine Beziehungen mit Bedacht und setze auf Qualität statt Quantität.

Den unkonventionellen Weg beschreiten

Yasin Sebastian Qureshis Weg vom Zeitungsjungen zum Pionier-Banker und Serienunternehmer zeigt eindrucksvoll, wie man unkonventionelle Pfade beschreiten kann. Indem er die einzigartigen kognitiven Muster, die mit ADHS einhergehen – die Schwankungen zwischen zerstreuter Aufmerksamkeit und Hyperfokus – nutzte, verwandelte er potenzielle Hindernisse in Sprungbretter. Seine Geschichte stellt vereinfachte Erfolgserzählungen in Frage. Anstatt trotz seines ADHS erfolgreich zu sein, ist Qureshi vor allem deshalb erfolgreich, weil er seine besonderen Eigenschaften gekonnt einsetzt. Der intensive Fokus, die Fähigkeit zur Mustererkennung und der Mut, etablierte Systeme zu hinterfragen, wurden zu entscheidenden Vorteilen auf seiner unternehmerischen Reise.

Für die wachsende Gemeinschaft neurodivergenter Unternehmer und Fachleute bietet seine Erfahrung sowohl Inspiration als auch praxisnahe Erkenntnisse. Seine Karriere belegt, dass es mehrere Wege zum Erfolg gibt – auch Wege, die kognitive Unterschiede nutzen, statt sie zu überwinden. Da Unternehmen zunehmend den Wert verschiedener Denkstile erkennen, wird Qureshis Perspektive immer relevanter. Sein Werdegang erinnert daran, dass Innovation häufig von jenen ausgeht, die die Welt anders wahrnehmen und den Mut haben, ihrer einzigartigen Vision zu folgen.

Mit Beharrlichkeit, Selbstbewusstsein und strategischem Beziehungsaufbau hat Yasin Sebastian Qureshi eine beeindruckende Karriere aufgebaut – von Finanzen über Technologie bis hin zur Biotechnologie. Seine Geschichte zeigt, dass unternehmerischer Erfolg nicht zwangsläufig bedeutet, sich anzupassen oder konventioneller Weisheit zu folgen, sondern darin besteht, die Kontexte zu finden, in denen Andersartigkeit zur größten Stärke wird.

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