Im Frühjahr 2026 ist es wieder so weit: RTL+ verleiht zum zweiten Mal „Die Reality Awards“ und ehrt damit jene Menschen, ohne die das deutsche Fernsehen deutlich leiser, friedlicher und vermutlich auch kürzer wäre. Ausgezeichnet werden „Stars“, Formate und Momente aus einer Welt, in der Liebe nie ohne Mikrofon entsteht, Streit selten unter vier Augen bleibt und Emotionen grundsätzlich quotentauglich eskalieren.
Die Idee ist konsequent. Wenn schon Drama, dann bitte mit Pokal. Wenn schon Beef, dann wenigstens mit Glanz und Glamour. Die Reality Awards adeln das, was sonst gern als guilty pleasure abgetan wird, zur offiziellen Unterhaltungskultur. Was früher am nächsten Morgen peinlich berührte, bekommt nun Applaus, Scheinwerferlicht und eine Kategorie.
Bemerkenswert ist dabei weniger, dass Preise vergeben werden, sondern wofür. Unvergessliche Momente sind in der Reality-Welt schließlich jene, die man eigentlich vergessen wollte. Gespräche, die ohne Kameras nie geführt worden wären. Beziehungen, die exakt bis zur letzten Folge hielten. Und Konflikte, deren Halbwertszeit kürzer war als der Applaus im Studio.
Produziert wird das Ganze von RTL Studios, Details folgen später. Das ist beruhigend. Denn in einer Branche, die vom Überraschungsmoment lebt, wäre Transparenz ohnehin verdächtig. Sicher ist nur: Es wird Glamour geben, es wird Spannung geben – und sehr wahrscheinlich auch Menschen, die sich gegenseitig ignorieren, obwohl sie nebeneinander auf der Bühne stehen.
Am Ende feiern sich Formate, die zeigen, wie kalkuliert Emotion sein kann. Und eine Branche, die gelernt hat, dass Aufmerksamkeit der wahre Preis ist. Die Reality Awards sind damit weniger Auszeichnung als Spiegelbild: ein Abend, an dem sich das Fernsehen selbst auf die Schulter klopft – natürlich nicht ohne Kamera.



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