Eine Zufallsbegegnung mit Senta Berger in München – sie lachte, sie scherzte mit ihrem Mann, sie strahlte vor Lebensfreude: Ein zufälliges Vorbeifahren mit dem Fahrrad an der berühmten Ludwigstraße reichte, um zu spüren, wie echt der Charme der zu den bekanntesten deutschsprachigen Schauspielerinnen zählenden Berger ist. Am Donnerstag wird sie 80 Jahre alt – ein Ende ihrer beispiellosen Karriere plant sie nicht.
Die am 13. Mai 1941 in Wien geborene Schauspielerin trägt bürgerlich schon seit mehr als fünfzig Jahren den Nachnamen ihres Manns, des Regisseurs Michael Verhoeven. Er und der ebenfalls im Filmgeschäft tätige ältere Sohn Simon gaben der „Hörzu“ gerade ein schwärmerisches Interview über Frau und Mutter. „Sie ist sehr behutsam im Umgang und sehr loyal“, sagte Michael Verhoeven. „Sie ist von großer Liebe erfüllt“, sagte Sohn Simon. Das bezog er auf Familie und Beruf – „das spüren alle, die mit ihr zu tun haben“.
Diese spürbare Liebe ist vermutlich das Geheimnis des Erfolgs einer Frau, die an der Seite von Frank Sinatra, Kirk Douglas oder Alain Delon auch international eine strahlende Karriere feierte. Als „Grande Dame“ des Films will sich Senta Berger aber dennoch nicht bezeichnen lassen. Das sei die wohl langweiligste Beschreibung ihrer Person, sagte sie einmal in einem Interview.
Mit vier Jahren stand die kleine Senta das erste Mal auf der Bühne – sie sang an der Seite ihres Vaters, der Musiker war. Zum Gesang ergänzte sie eine zehnjährige Ballettausbildung, mit 16 Jahren schaffte sie es als jüngste Schülerin auf das renommierte Max-Reinhardt-Seminar. Dort flog sie allerdings raus, als sie ohne Erlaubnis mit Hollywoodstar Yul Brunner einen Film drehte.
Der Rauswurf schadete Berger aber nicht. 1960 war sie in „Der brave Soldat Schwejk“ an der Seite von Heinz Rühmann erstmals in den Kinos zu sehen. Schon 1962 war Senta Berger in Hollywood. Die Presse feierte sie als 19-Jährige für ihre Rolle in „Secret Ways“ an der Seite von Richard Widmark als „Wiener Sexbombe“.
Die strahlend schöne junge Europäerin geriet allerdings dabei immer wieder in Situationen, in der sich ihr Produzenten und Stars unangemessen näherten. Sie erhob Jahre später Missbrauchsvorwürfe gegen Charlton Heston und Widmark. Dem deutschsprachigen Superstar ihrer Zeit, O. W. Fischer, warf sie erst kürzlich eine versuchte Vergewaltigung am Rande der Dreharbeiten zu „Es muss nicht immer Kaviar sein“ vor.
Ihre Hollywoodkarriere beendete Berger schon nach wenigen Jahren. Vor allem wegen ihrer jungen Liebe zu ihrem Mann, mit dem sie in diesem September seit 55 Jahren skandalfrei verheiratet ist, kehrte sie nach Europa zurück. In Deutschland bekam sie allerdings wegen ihrer Arbeit im damals verhassten Hollywood lange keine Rollen.
Erst seit Mitte der 80er Jahre zeigt Berger Dauerpräsenz in erfolgreichen Fernseh- und Kinoproduktionen. Sie spielte in der Kultserie „Kir Royal“ Mona, die Freundin der Hauptfigur Baby Schimmerlos. Bald danach folgte „Die schnelle Gerdi“ – die Rolle hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt.
Seitdem reihten sich dutzende Produktionen aneinander, darunter große Erfolge wie der Kinoerfolg „Willkommen bei den Hartmanns“ oder die Krimiserie „Unter Verdacht“. Auch zu ihrem Geburtstag erscheint ein neuer Fernsehfilm.
Dennoch tritt Berger mittlerweile kürzer. Statt wie früher vier oder fünf Filme dreht sie jetzt noch zwei im Jahr. Ganz zurückziehen will sie sich nicht. „Wenn eine Arbeit auf mich zukommt, die mich herausfordert und Vergnügen macht – warum sollte ich sie nicht annehmen?“, sagte sie der Illustrierten „Prisma“. Vor allem aber wolle sie „noch eine Weile“ mit ihrem Mann den gemeinsamen Lebensweg gehen.
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