Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt, die Partner oder Ex-Partner ausüben, nach Informationen der „Welt am Sonntag“ deutlich gestiegen. Die Zeitung erstellte eine Umfrage bei Innenministerien und Landeskriminalämtern in den 16 Bundesländern, wonach im vergangenen Jahr 158.477 Opfer polizeilich registriert wurden. Dies entspreche einem Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem Jahr 2019.
Zwei Drittel der erfassten Opfer sind dem Bericht zufolge Frauen. Doch das Dunkelfeld sei groß, weil viele Opfer sich nicht trauten, Anzeige zu erstatten. „Der Anstieg um sechs Prozent deutet darauf hin, dass die tatsächlichen Fälle überproportional zugenommen haben“, zitierte die Zeitung den Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher. Für Opfer sei es während der Pandemie überdies schwieriger, Kontakt mit Behörden aufzunehmen und Hilfe zu suchen.
Den stärksten Zuwachs verzeichnet dem Bericht zufolge Brandenburg mit einem Plus von 23,7 Prozent (5073 Opfer). Es folgen Mecklenburg-Vorpommern (plus 16,4 Prozent, 1523 Opfer), das Land Bremen/Bremerhaven (plus 13,8 Prozent, 2767 Opfer) und Thüringen (plus 12,6 Prozent, 2602 Opfer). Das Saarland und Sachsen meldeten dem Bericht zufolge als einzige Bundesländer keinen Anstieg.
„Wir erleben im Lockdown massiv tatsächliche Schäden an Leib und Seelen in den Familien“, sagte der nordrhein-westfälische Familienminister Joachim Stamp (FDP) der Zeitung. Es wäre verantwortungslos, den Kinder- und Familienschutz zu ignorieren. „Darum müssen Kitas und Schulen so schnell wie möglich wieder für alle Kinder geöffnet werden“, forderte Stamp.