Im Süden Madagaskars leiden mehr als eine Million Menschen unter einer drohenden Hungersnot. Die Region habe mit der schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten zu kämpfen, teilten die Vereinten Nationen am Dienstag mit und riefen zur Aufstockung der Ernährungshilfe auf. Fünf Jahre in Folge mit geringen Niederschlägen hätten die Ernten vernichtet und den Zugang zu Nahrungsmitteln erschwert. Hinzu kämen Erosion durch jahrelange Abholzung sowie verheerende Sandstürme.
„Etwa 1,14 Millionen Menschen im Süden Madagaskars leiden an einem hohen Maß an akutem Hunger“, erklärten das Welternährungsprogramm (WFP) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der UNO in einer gemeinsamen Mitteilung. Fast 14.000 dieser Menschen wurden demnach in Kategorie fünf eingestuft, der höchsten Stufe der UN-Skala der Nahrungsmittelknappheit, die den Katastrophenfall darstellt. Würden keine Maßnahmen ergriffen, werde sich die Zahl der betroffenen Menschen in Kategorie fünf weiter erhöhen.
„Es geht nicht mehr darum, wie schlimm es ist – es ist extrem schlimm“, sagte Amer Daoudi vom WFP. „Ich traf eine Mutter mit einem acht Monate alten Kind, das aussah, als wäre es erst zwei Monate alt. Sie hatte bereits ihr älteres Kind verloren“, fügte Daoudi hinzu, der kürzlich eines der am schlimmsten betroffenen Gebiete besuchte.
Die UN-Organisationen versuchen nach eigenen Angaben, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf eine humanitäre Krise zu lenken, die „Gefahr läuft, unsichtbar zu sein“. Die Grenzen des ostafrikanischen Inselstaates im Indischen Ozean sind seit Beginn der Coronavirus-Pandemie geschlossen, was die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen schwierig macht. Der Großteil der Bevölkerung im Süden Madagaskars lebt von Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei.