Die deutsche Fleischwirtschaft hat die Gewerkschaft NGG aufgefordert, die Verhandlungen über einen Tarifvertrag in der Branche fortzusetzen. „Wir sehen die Notwendigkeit für Veränderung“, sagte der Vorsitzende des Sozialpolitischen Ausschusses der Fleischwirtschaft, Theo Egbers, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Samstag. „Wir wollen weiterverhandeln.“ Die Gewerkschaft hatte die Gespräche zuletzt ausgesetzt, nachdem keine Einigung auf einen Tarif-Mindestlohn zustande gekommen war.
Die NGG forderte als Lohnuntergrenze 12,50 Euro, die Arbeitgeberseite bot weniger. „Mit unserem Angebot ist ein Tarif-Mindestlohn von zwölf Euro deutlich vor 2025 zu erreichen“, warb Egbers für einen Stufenplan. 150.000 Beschäftigte in der Branche würden von einer Einigung profitieren. „Etwa 70.000 sogar ganz erheblich, weil sie derzeit ganz ohne Tarifbindung sind und viele von ihnen auf Niveau des gesetzlichen Mindestlohns von 9,50 Euro verdienen.“
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Ernährungswirtschaft, Vehad Alemic, verwies darauf, dass die Forderung der Gewerkschaft gerade mittelständische Betriebe überfordert hätte: „Die Arbeitgeberseite ist bereit, die Zukunft zu gestalten. Dabei dürfen die Unternehmen aber nicht überfordert werden.“ Gebe es keine Einigung, würde das auch für die Beschäftigten den Status quo mit teils deutlich geringeren Löhnen bedeuten.
Ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sagte der Zeitung, die NGG sei weiter an einer Lösung interessiert – allerdings nicht um jeden Preis. Beim bislang letzten Sondierungsgespräch hätten die Arbeitgeber eine Lohnuntergrenze von 10,75 Euro angeboten und eine lange Laufzeit des Tarifvertrages angestrebt. „Damit wir uns wieder an den Verhandlungstisch setzen, müssten die Arbeitgeber in beiden Punkten deutlich nachbessern“, so der Sprecher.