Weltgrößter Impfstoff-Hersteller will bis Jahresende wieder exportieren

Impfstoff-Herstellung - Bild: SteveAllenPhoto via Twenty20
Impfstoff-Herstellung - Bild: SteveAllenPhoto via Twenty20

Der weltgrößte Impfstoff-Hersteller Serum Institute of India (SII) will die internationale Covax-Initiative bis Jahresende wieder mit Corona-Impfstoff beliefern. Wie SII-Chef Adar Poonawalla am Dienstag mitteilte, führte das Unternehmen zuletzt „intensive Gespräche“ mit der indischen Regierung über die Impfstoff-Exporte, die wegen der Corona-Krise im Land ausgesetzt sind. Am Mittwoch meldete Indien einen neuen Höchststand der täglichen Corona-Toten. Bei den Neuinfektionen sieht die Regierung aber eine ermutigende Tendenz.

Das Serum Institute arbeite weiter daran, die Produktion auszuweiten, erklärte Poonawalla. Dabei werde zunächst Indien Priorität eingeräumt. „Wir hoffen aber darauf, bis Jahresende auch Covax und andere Länder beliefern zu können“, versicherte der Institutschef.

Das Serum Institute mit Sitz in Pune im Westen Indiens produziert den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens Astrazeneca. Es beliefert sowohl den heimischen Markt als auch die internationale Covax-Initiative, an der unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beteiligt ist.

Covax soll zu einer fairen weltweiten Verteilung von Corona-Impfstoffen beitragen. Seit Ende März sind die Lieferungen an ärmere Länder aber ins Stocken geraten, weil die indische Regierung angesichts der heftigen zweiten Corona-Welle im Land keine Exportgenehmigungen mehr ausstellt.

Indien leidet seit sechs Wochen unter einer massiven zweiten Corona-Welle. In den Krankenhäusern des Landes fehlt es an Betten, Sauerstoff und Medikamenten für die vielen Covid-19-Patienten. Einige Länder, darunter Deutschland, sandten Hilfsgüter in das Land.

Am Mittwoch meldeten die Behörden einen neuen Höchststand von 4529 Corona-Toten binnen eines Tages. Damit stieg die offizielle Opferzahl der Pandemie in dem bevölkerungsreichen Schwellenland auf 283.248. Nur in den USA und Brasilien sind die Opferzahlen noch höher. Experten gehen allerdings von einer sehr hohen Dunkelziffer in Indien aus.

Die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen in Indien stieg den Angaben zufolge am Mittwoch um gut 267.000 auf 25,5 Millionen Fälle. Dies ist die zweithöchste Zahl weltweit. Sollte sich die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Indien im jetzigen Tempo fortsetzen, dürfte das Land im Juni die USA als Land mit den meisten Corona-Infektionen weltweit ablösen.

Dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen am Mittwoch den dritten Tag in Folge unter 300.000 blieb, werten die indischen Behörden allerdings als ein Zeichen, dass sich die Corona-Welle langsam abschwäche. „Die Pandemie-Kurve stabilisiert sich“, erklärte der Chef der Covid-19-Taskforce der Regierung, V.K. Paul.

Taiwan hob derweil am Mittwoch seine Corona-Warnstufe an. Damit mussten auf der gesamten Insel Bibliotheken, Kultur- und Sporteinrichtungen und Gemeindezentren schließen. Die Menschen wurden aufgerufen, dauerhaft eine Maske zu tragen, sobald sie das Haus verlassen. Treffen in Innenräumen wurden auf fünf Menschen beschränkt, draußen gilt eine Obergrenze von zehn Menschen.

In der Hauptstadt Taipeh sowie in Neu-Taipeh, den größten Städten des Landes, waren diese Regeln bereits zuvor in Kraft. Mittlerweile nähmen die Corona-Infektionszahlen aber auch in anderen Städten Taiwans zu, erklärte Gesundheitsminister Chen Shih-chung. Binnen fünf Tagen wurden in Taiwan mehr als 1200 Neuansteckungen registriert.

Das südostasiatische Malaysia registrierte am Mittwoch einen Rekord von 6075 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Malaysias oberster Gesundheitsbeamter Noor Hisham Abdullah beschrieb die Lage in Malaysias Krankenhäusern als „schrecklich“.

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