Indien hat mit mehr als 6000 Corona-Toten einen neuen weltweiten Höchstwert verzeichnet. Das indische Gesundheitsministerium meldete am Donnerstag 6148 bestätigte Todesfälle binnen 24 Stunden, nachdem der Bundesstaat Bihar am Mittwoch rund 4000 Fälle nachgemeldet hatte. Der bisherige weltweite Höchstwert von 5527 Todesfällen war laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP am 12. Februar in den USA verzeichnet worden – auch dort waren Nachmeldungen der Grund.
Das Oberste Gericht in Bihar hatte zuvor eine Überprüfung der Corona-Statistik in dem nordostindischen Bundesstaat gefordert. Der Regionalregierung war vorgeworfen worden, das wahre Ausmaß der Pandemie zu verschleiern und die Infektions- und Totenzahlen künstlich niedrig zu halten. Daraufhin korrigierte die Regierung die Totenzahl am Mittwoch um rund 4000 auf 9500 Fälle nach oben.
Indien hatte sich vor einigen Wochen zum Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelt. Nachdem die Zahl der täglichen Neuansteckungen Anfang Mai bei mehr als 400.000 lag, ist sie mittlerweile wieder deutlich zurückgegangen.
Experten zufolge gibt es in Indien allerdings eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Infektions- und Totenzahlen. Während der heftigen zweiten Infektionswelle waren vielerorts die Krankenhäuser und Krematorien überlastet, hunderte Leichen wurden in Flüsse geworfen oder in eilig gegrabenen Gräbern verscharrt. Viele Todesfälle wurden also gar nicht erfasst.
Offiziell liegt die Totenzahl in Indien inzwischen bei knapp 360.000 – schon das ist die dritthöchste Totenzahl weltweit nach den USA und Brasilien. Viele Experten gehen aber davon aus, dass sie tatsächlich bei mehr als einer Million liegen könnte – das wäre der weltweite Spitzenplatz. Die Zweifel an der offiziell gemeldeten Totenzahl werden unter anderem damit begründet, dass die Sterberaten Ländern wie Brasilien oder den USA deutlich höher sind als in Indien.