Merkel warnt vor Aufbau von Feindbildern in Europa

Angela Merkel - Bild: Bundesregierung/Steins
Angela Merkel - Bild: Bundesregierung/Steins

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor dem Aufbau von Feindbildern in Europa gewarnt. „Es ist nicht gut, wenn man zuhause nicht klarkommt, in Europa den Feind oder den Gegner zu sehen“, sagte Merkel am Montag bei einer Online-Diskussion mit Studierenden aus verschiedenen europäischen Staaten. Dies sei „ganz gefährlich“, fügte die Kanzlerin hinzu.

„Wenn man das macht, sprechen die Menschen am Schluss auch nicht mehr gut über Europa“, kritisierte die Kanzlerin. „Wenn man innenpolitische Schwierigkeiten hat, nimmt man manchmal Europa als Feindbild“, sagte Merkel weiter. Auch in Großbritannien sei vor dem Brexit jahrelang schlecht über Europa geredet worden. Die Bürokratie werde aber von den Mitgliedstaaten gemacht. Jeder, der in der Brüsseler Verwaltung sitze, komme ja irgendwo her.

Merkel äußerte zudem Verständnis dafür, dass osteuropäische Staaten wie etwa Polen eigene Vorstellungen in die EU einbringen wollten. Diese Staaten erwarteten, „dass man noch mehr auf ihre Befindlichkeiten eingeht“, sagte die Kanzlerin. Sie wollten „nicht einfach in ein fertig gebautes Haus einziehen“.

Merkel bemängelte zugleich, dass einige Länder in der Flüchtlingskrise nicht danach gefragt hätten, wie es Griechenland gehe. Dort seien sehr viele Flüchtlinge angekommen „und Griechenland konnte das nicht alleine schaffen“, betonte die Kanzlerin. Da habe man einfach gesagt: „Wenn Deutschland die Flüchtlinge haben will, dann sollen sie sie nehmen.“

Aber so sei es nicht gewesen, vielmehr habe Deutschland Griechenland nicht alleine lassen wollen. „Da hab ich mich dann ein bisschen im Stich gelassen gefühlt“, räumte die Kanzlerin ein. So habe etwa Ungarn gesagt, es nehme keinen einzigen Flüchtling auf.

Die Bundeskanzlerin diskutierte bei der digitalen Veranstaltung eineinhalb Stunden lang mit den Studierenden und hörte sich dabei auch ihre Sorge und Nöte an. Dabei ging es unter anderem um die Bedingungen, mit denen Studierende aus dem Erasmus-Programm zurechtkommen müssen.

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