The Voice of Germany: „Ich glaube, dass ich eine sehr große Musik-Enzyklopädie bin.“ Interview mit Nico Santos

Nico Santos - Bild: ProSiebenSAT.1/André Kowalski
Nico Santos - Bild: ProSiebenSAT.1/André Kowalski

Zum zweiten Mal sitzt Nico Santos in Staffel 11 der größten deutschen Musikshow am Buzzer. Nach seinem Einsatz als Coach der Comeback-Stage im Jahr 2019 ist das seine dritte Staffel bei „The Voice of Germany“. Damit gehört er – obwohl der jüngste – zu einem der erfahreneren Coaches im diesjährigen Panel. Aus seiner TVOG-Erfahrung des letzten Jahres zieht er das nötige Selbstbewusstsein und will bei den Talenten mit „den richtigen Argumenten, mit Know-How und Musik-Knowledge“ punkten.

Nico, das ist dein zweites Jahr auf dem roten Stuhl. Was hat du bislang von TVOG als Coach mitgenommen?

Nico Santos: „In meiner ersten Staffel am Buzzer habe ich gemerkt, dass man viel kämpfen und um die Talente buhlen muss. Dieses Jahr wird es doppelt so schwierig, weil wir Sarah Connor dabei haben. Man musste noch mehr fighten mit ihr als Coach-Konkurrentin. Ich muss echt sagen, ich habe sehr viel Glück dieses Jahr mit den drei Coaches an meiner Seite. Ich bin geehrt neben ihnen sitzen zu dürfen als mit Abstand Jüngster.“

Du hast letztes Jahr gesagt, dass ein Talent dich berühren muss und gar nicht alle Töne sitzen müssen, damit du den Buzzer drückst. Bleibst du dabei?

Nico Santos: „Es ist generell so, nicht nur bei #TVOG. Wenn ich Musik höre, sei es im Radio oder im Streaming, muss diese Stimme einfach irgendwas mit mir machen. Das Schöne an der Musik ist ja, dass das einfach nur Wellen sind, man kann Musik nicht greifen. Es ist einfach irgendwas da, was dich berührt. Warum das so ist, kann man oft gar nicht so richtig erklären.“

Wo siehst du deine Stärken als Coach? Auch im Gegensatz zu den anderen Coaches?

Nico Santos: „Ich glaube, dass ich eine sehr große Musik-Enzyklopädie bin, was meinem Team sehr guttut und weshalb Talents zu mir kommen wollen. Und ich bin breit gefächert: Mein Papa kommt von der Jazzmusik, meine Mama kommt von der Rockmusik. Ich bin mit der Soulmusik groß geworden. Deswegen bin ich ein großer Fan von R&B. Ich liebe aber alle möglichen Genres. Ich bin sehr interessiert. Dass ich mit der spanischen Musik aufgewachsen bin und viel deutsche Musik gehört habe, aber auch das meiste in Englisch gemacht habe, das tut mir sehr gut. Das ist eine Waffe, die andere Coaches so nicht haben.“

Was erwartet die Talente in Team Nico? Was möchtest du ihnen mit auf den Weg geben?

Nico Santos: „Die Talente erwartet, dass ich für Gespräche sehr offen bin. Was kann man zusammen erreichen? Welche Geschichten wollen sie noch erzählen? Was wollen sie als Künstler sagen? Das Wichtigste ist, dass man nicht immer so singen muss, wie der Interpret gesungen hat. Das ist eine TV-Show, man will Songs hören, zu denen man einen Bezug hat, aber von dieser Version der Talents will man sich wegflashen lassen. Man sucht die perfekte Mitte aus beiden Sachen.“

Welcher Coach, glaubst du, wird dein härtester Konkurrent im Kampf um die Talente?

Nico Santos: „Sarah Connor! Da sie ganz neu ist, man sie nicht als Coach einschätzen kann und sie seit 20 Jahren alles erreicht hat, was man erreichen kann und auf Englisch und Deutsch singt. Deshalb wird Sarah auf jeden Fall die härteste Konkurrentin für mich.“

Mit welcher Taktik gewinnst Du die Talente für Dich?

Nico Santos: „Mit Sarah Connor als Coach-Konkurrentin wird das unfassbar schwer. Da brauche ich mir nichts vormachen. Man muss mit den richtigen Argumenten, mit Know- How und Musik-Knowledge kommen. Ich glaube, ich bin an vielen Genres interessiert und probiere auch sehr gerne andere Sachen aus. Wenn sich ein Talent für mich entscheidet, dann wohl hauptsächlich aus diesem Grund.“

Für welche Art von Talenten bist du der perfekte Coach?

Nico Santos: „Ich bin der perfekte Coach für Talents, die Lust haben, ein Experiment zu wagen und sich an verschiedene Genres rantrauen. Man hört nicht gerne jemandem zu, der genauso klingt, wie jeder andere. Man will immer das Außergewöhnliche und das will ich aus den Leuten rauskitzeln. Sehr wahrscheinlich sind bei Sarah Connor die großen Soulsänger und bei Johannes Oerding eher die, die an der Gitarre überzeugen. Die deutschsprachigen Sänger sind bei ebenfalls ihm und auch bei Mark. Bei mir sind die Talente gut aufgehoben, die etwas wagen und was ganz Neues machen wollen.“

Was möchtest du deinen Talenten mit auf ihren zukünftigen Weg geben?

Nico Santos: „Ich lebe erst seit acht Jahren in Deutschland und stehe sei Kurzem in der Öffentlichkeit. Alles, was ich in dieser kurzen Zeit gelernt habe, die Tipps, die mich dahin gebracht haben, wo ich jetzt bin, kann ich weitergeben. Ich selbst habe am meisten von anderen Künstlern gelernt, mit denen ich im Studio war. Sie haben mir gesagt: ,Man sollte immer seine Stärken rausfischen und seine Schwächen, so gut es geht, beiseitelegen. Jemand anderes wird das besser können als du. Deswegen perfektioniere die Stärken, die du hast.“

Auf was, dass du in deiner bisherigen „Voice“-Karriere bewegt hast, bist du
am meisten stolz?

Nico Santos: „Dass ich jedes Mal im Final-Ranking über Mark Forster war. Aber das Wichtigste ist, dass ich mit den Künstler und Sänger aus den letzten Jahren, die in den Finalrunden waren, noch unglaublich viel Kontakt habe. Ich gebe denen immer wieder Tipps. Es ist natürlich ein langer Prozess und geht nicht von einem Tag auf den anderen. Ich habe jetzt meinen Halbfinalisten Nico und meine beiden Finalisten Maël und Jonas vom letzten Jahr auf meinem Album involviert. Da wird was kommen. Mich freut es natürlich am meisten, dass hier ich Musiker finde, die nicht nur Teil einer Fernsehsendung sind, sondern ein Teil meines Lebens.“

Gibt es eine besondere Erinnerung, die du mit den Coaches teilst?

Nico Santos: „Johannes ist ein Typ, der unglaublich vielseitig ist. Ich habe Johannes Oerding das erste Mal auf einem Festival kennengelernt. Das ist wirklich einer der nettesten und talentiertesten Menschen, die man hier in Deutschland finden kann. Er hat nicht nur eine unglaubliche gesangliche Range, sondern ist auch ein richtig cooler Typ. Ich muss jedes Mal meinen Hut vor ihm ziehen, weil der Typ wirklich talentiert ist. Mit Sarah Connor hatte ich das Glück, 2015 im Studio zu arbeiten. Da war ich der Praktikant von Konstantin Scherer mit dem sie ganz viele Songs aufgeschrieben hat. Ich war bei einer Session für ihr ,Muttersprache‘-Album für den Song ,Warum Du?‘ dabei und hatte das Glück, sie die ganze Zeit am Klavier begleiten zu dürfen. Das war für mich eine Ehre.“

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44940 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt