So wahrscheinlich ist eine Rezession wirklich

Euromünze auf einer Hand (über AleksandarNakic)
Euromünze auf einer Hand (über AleksandarNakic)

Kürzlich hat die US-Notenbank (Fed) den Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt. Und trotzdem bleibt die Angst vor einer Rezession bestehen. Der Grund dafür liegt in einigen enttäuschenden Wirtschaftsdaten und einer sich allmählich eintrübenden wirtschaftlichen Stimmung. Diese Ungewissheit sorgt bei vielen Menschen für Verunsicherung.

Doch wie realistisch ist die Gefahr einer Rezession tatsächlich? Marc Büttel, Chefanalyst bei „The Investment Club“, kennt die Antwort. Mit seiner Expertise gibt er eine Einschätzung, ob wir wirklich eine Rezession erwarten sollten oder ob diese Befürchtungen unbegründet sind.

Der aktuelle Markt: Positive Tendenzen trotz leichter Abschwächung

Trotz der allgemeinen Unsicherheit zeigt der US-Aktienmarkt aktuell eine positive Entwicklung. Der S&P 500 konnte im laufenden Jahr um 20 Prozent zulegen, während der NASDAQ 100 ein Wachstum von 19 Prozent verzeichnete. Obwohl im September und Oktober saisonale Schwankungen und Unsicherheiten im Vorfeld der US-Wahlen typisch sind, bleibt die allgemeine Marktstimmung stabil. Zu den Schlüsselfaktoren, die für einen anhaltenden Aufschwung sprechen, zählen:

  • Die Inflation sinkt weiter und hat sich von 9,1 Prozent auf 2,6 Prozent reduziert.
  • Die Zinssenkungen der Fed stimulieren den Konsum sowie die Investitionsausgaben der Unternehmen.
  • Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich zwar, jedoch ohne bisher in eine Rezession abzurutschen – ein klassisches „sanftes Landen“.

Die wirtschaftliche Gesamtlage bleibt also stabil, auch wenn geopolitische Spannungen und Inflationsängste für Volatilität sorgen. Es wird erwartet, dass die Inflation weiter sinkt und Unternehmen weiterhin solide Gewinne bis Jahresende erzielen.

Soft Landing statt Rezession: Eine kontrollierte Abschwächung

Nachdem die Fed in den vergangenen Jahren die Zinsen massiv erhöht hat, um die Inflation zu einzudämmen, begann sie im Jahr 2024 mit ersten Zinssenkungen. Diese werden allgemein als Zeichen für ein „Soft Landing“ gedeutet. Historisch betrachtet fördern Zinssenkungen den Konsum und die Investitionen, da die Kreditkosten sinken. Auch wenn die Fed weiterhin vorsichtig agiert, schafft sie einen stabilen Rahmen, der die US-Wirtschaft unterstützt.

Was ist ein „Soft Landing“?

Ein „Soft Landing“ beschreibt eine Phase, in der das Wirtschaftswachstum gezielt verlangsamt wird, um Überhitzung und Inflation zu verhindern – ohne jedoch in eine Rezession zu rutschen. Die aktuellen Maßnahmen der Fed und die stabilen Wirtschaftsdaten lassen darauf schließen, dass dieses Szenario derzeit am wahrscheinlichsten ist. Insbesondere die sinkende Inflation und die allmähliche Normalisierung der Zinssätze fördern den Konsum und die Unternehmensgewinne.

Arbeitsmarkt: Stabil, aber mit Bedacht

Ein weiterer Aspekt, der gegen eine Rezession spricht, ist die stabile Lage am Arbeitsmarkt. Auch wenn die Schaffung neuer Arbeitsplätze – mit 142.000 neuen Stellen im August – hinter den Erwartungen zurückblieb, sank die Arbeitslosenquote gleichzeitig von 4,3 Prozent auf 4,2 Prozent. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass es keine weitreichenden Entlassungen gibt, sondern vielmehr eine vorsichtige Zurückhaltung bei Neueinstellungen.

Wichtige Fakten zum Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 5,7 Prozent, was zeigt, dass der Arbeitsmarkt robust bleibt. Zwar stellen Unternehmen langsamer neue Mitarbeiter ein, doch es kommt nicht zu umfangreichen Entlassungen, was die Stabilität des Arbeitsmarktes untermauert. Obwohl das Beschäftigungswachstum etwas nachlässt, bleibt der Arbeitsmarkt widerstandsfähig, was die Sorgen um eine mögliche Rezession weiter abschwächt. In zentralen Sektoren bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften konstant, und die sinkenden Lohnstückkosten wirken sich positiv auf die Unternehmen aus.

Risiken und Herausforderungen

Auch wenn das Risiko einer Rezession gering ist, gibt es einige Herausforderungen, die beobachtet werden sollten. Dazu gehören die schwächelnde Wirtschaft in China, geopolitische Spannungen und mögliche Auswirkungen auf globale Lieferketten. Der Ölpreis ist auf ein Jahrestief von 68 USD pro Barrel gefallen, was auf eine schwächere Nachfrage hindeuten könnte.

Schlussfolgerung: Keine Rezession in Sicht

Die aktuellen Wirtschaftsdaten und Marktbewegungen sprechen dafür, dass in den kommenden Monaten eine Rezession unwahrscheinlich ist. Die Wirtschaft scheint sich in einem sanften Landungsprozess zu befinden, in dem sich das Wachstum verlangsamt, aber stabil bleibt. Durch die letzte Zinssenkung der Fed wurde eine solide Grundlage für eine geordnete wirtschaftliche Anpassung geschaffen, die sowohl den Konsum als auch die Unternehmensinvestitionen stützt.

Auch der Arbeitsmarkt zeigt keine Anzeichen für eine Krise, und die Inflation ist weitgehend unter Kontrolle. Auch wenn Risiken wie geopolitische Spannungen und potenzielle Nachfrageschwächen bestehen, bleibt das wirtschaftliche Umfeld robust.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Risiko einer Rezession derzeit gering ist. Die Verlangsamung der Wirtschaft erfolgt in einem kontrollierten Rahmen, was darauf hinweist, dass die Märkte in den kommenden Monaten stabil bleiben dürften.

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