Vorsicht vor Betrug! Wodurch zeichnet sich eine seriöse Immobilienvermittlung aus?

Wohnhaus (über JohnnyGreig)
Wohnhaus (über JohnnyGreig)

Nicht immer sind Akteure auf dem Immobilienmarkt mit seriösen Absichten unterwegs. Jüngstes Beispiel ist der Immobilien-Influencer „Immo Tommy“, der Kaufinteressierte mit unrealistischen Versprechungen angelockt hat. Er versprach seinen Kunden ein Komplettpaket, in dessen Rahmen sämtliche Aspekte der Immobilieninvestitionen über ein Netzwerk abgedeckt werden sollten. Geneigte Investoren glaubten somit, Finanzierung, Sanierung und Mieterauswahl in professionelle Hände auszulagern.

Die angeblich einfache Investition wurde jedoch für viele zum Fiasko. Der Fall wurde publik, und Betroffene berichteten in den Medien von überteuerten Objekten, verdeckten Provisionen, riskanten Finanzierungen und nicht durchgeführten Sanierungen.

Immo-Tommy ist ein Extrembeispiel; es zeigt jedoch, dass man bei der Suche nach einem verlässlichen Immobilienvermittler genau hinschauen sollte. Gerade für Unerfahrene ist dies ein essenzieller Punkt. Hierbei gibt es diverse entscheidende Aspekte, die helfen, seriöse Anbieter auf dem Markt zu erkennen und die nachfolgend einmal vorgestellt werden.

Die Experten Severin Welb und Tilman Jäger klären auf, welche Aspekte dabei am wichtigsten sind.

Know-how, Direktvermittlung und Finanzierung

Ein zentrales Charakteristikum einer seriösen Vermittlung ist die Transparenz bei der Kommunikation. In der Regel fungiert ein guter Vermittler als direkter Ansprechpartner für den Verkäufer, denn je mehr Zwischenstationen es gibt, desto undurchsichtiger ist der gesamte Prozess. Ein direkter Kontakt ist daher entscheidend bei der Wahl des Vermittlers.

Zudem sollten Immobilienexperten über ausreichende Fachkenntnisse verfügen und diese auch nachweisen können. Das lässt sich über Bewertungen, Kundenrezensionen oder Artikel in Fachjournalen prüfen. Auch die Webseite der Vermittlung sollte im Vorfeld betrachtet werden. Häufig lassen sich dadurch unseriöse Anbieter direkt erkennen.

Ein weiterer Punkt betrifft die Finanzierung, die nachvollziehbar und unkompliziert ausfallen sollte. Üblich ist hier, ein einfaches Annuitätendarlehen mit Zinsbindung zu wählen. Komplizierte Finanzierungsverträge sind ein klares Warnsignal.

Prüfung von Immobilien- und energetischem Zustand

Wer eine Immobilie erwerben möchte, ist gut beraten, sich detailliert über deren Zustand zu informieren. Hinweise geben schriftliche Nachweise über Reparaturen, Modernisierungen und Sanierungen, zum Beispiel Rechnungen. Seriöse Vermittler stellen sämtliche Informationen zu durchgeführten Maßnahmen und zum technischen Zustand eines Gebäudes ausführlich bereit.

Auch beim energetischen Zustand gilt es, genau hinzuschauen. Ist dieser von Mängeln geprägt, birgt das hohe finanzielle Risiken. Gerade Unerfahrene sollten sich auf Objekte fokussieren, die mindestens der Energieeffizienzklasse D angehören. Gute Vermittlungen stellen entsprechende Energieausweise bereit. Vorsicht ist dabei bei Denkmalimmobilien geboten, da sie keinen Energieausweis benötigen, aber oft in schlechtem energetischen Zustand sind. Hierüber sollte ein verlässlicher Vermittler genauestens aufklären.

Kaufpreis, Steuervorteile und Beratung

Im Hinblick auf den Kaufpreis ist vor allem die Lage wichtig, da sie die potenzielle Wertsteigerung entscheidend beeinflusst. Fragen zur Mikro- und Makrolage eines Objektes sollte der Vermittler daher umfassend und transparent beantworten.

Werden Objekte als Kapitalanlage erworben, geht dies mit steuerlichen Vorteilen einher. Versprechungen in dieser Hinsicht sollten jedoch realistisch sein und anhand der korrekten und vollständigen Daten und Fakten getätigt werden. Seriöse Vermittlungen ziehen grundsätzlich einen Steuerberater hinzu, der die Steuervorteile belegt.

Renovierungsaufwand und Besichtigungsangebote

Der Zustand einer Immobilie hat einen direkten Einfluss auf die Notwendigkeit, Renovierungen durchzuführen. Diese können hohe Kosten mit sich bringen, weshalb es wichtig ist, den Aufwand für Reparaturen und Renovierungen möglichst genau abzuschätzen.

Manche Vermittler versuchen, mit sogenannten Renovierungsgutscheinen Kunden anzulocken. Dabei wird eine unrenovierte Wohnung verkauft und der Verkäufer übernimmt beim nächsten Mieterwechsel die Renovierungskosten. Dies sind jedoch meistens keine Schnäppchen, denn die Kosten sind meistens bereits im Kaufpreis inbegriffen. Seriöse Vermittlungen nutzen solche Lockangebote nicht und kommunizieren den Renovierungsaufwand transparent und offen.

Beim Immobilienkauf ist es ferner wichtig, sich ein eigenes Bild des Objektes zu verschaffen. Dies erfolgt über eine Vor-Ort-Begehung. Hierbei werden nicht nur die Immobilie, sondern auch Keller, Heizanlage und das rechtliche Haus zugänglich gemacht. Bei professionellen Vermittlungen werden Interessierten freier Zugang zu allen relevanten Bereichen verschafft.

Gespräche mit Mietern und Übertragung wichtiger Dokumente

Abschließend sorgen zuverlässige Immobilienvermittler dafür, dass Gespräche mit aktuellen Mietern möglich sind, da sich diese bestens mit der Immobilie auskennen. Dazu sollten alle erforderlichen Unterlagen, vom Grundriss bis zu Protokollen, unaufgefordert vorgelegt werden. All diese Punkte zeigen, dass Transparenz ein wesentlicher Schlüssel zu einer guten Immobilienvermittlung ist.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44860 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt