Twitter-Beef! Ohne Mick Hucknall wäre Simply Red sicher zu simpel

Einer der erfolgreichsten Soul-Sänger der 1980er- und 1990er-Jahre: Simply-Red-Frontmann Mick Hucknall. - Andre Luiz Moreira/Shutterstock.com

Durch sein Ranking der fünf „coolsten Kulturen des Planeten“ zog Simply-Red-Sänger Mick Hucknall Ende Mai den Zorn etlicher Twitter-Nutzer auf sich. „Hallo und herzlich willkommen zu Mick Hucknalls Rassenrückblick“, schrieb etwa ein User zu dem Beitrag. Ein anderer kommentierte sarkastisch: „Eine Rangliste der Rassen und Kulturen. Absolut nicht schwachsinnig, peinlich und ein bisschen gefährlich.“

Dabei sei es dem britischen Musiker mit irischen und schottischen Wurzeln, der an diesem 8. Juni seinen 60. Geburtstag feiert, ausschließlich um die Musik gegangen. Sowie um die schwarzen Künstler, die nicht nur die Popkultur im Allgemeinen, sondern auch speziell ihn als weißen Soul-Interpreten maßgeblich geprägt hätten.

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Blue-Eyed Soul gesungen von „Red“

Im Anschluss benannte Hucknall dann offenkundig das zuletzt veröffentlichte Simply-Red-Album. „Blue Eyed Soul“ erschien im November vergangenen Jahres und wurde vor allem durch seine Frau Gabriella Wesberry (49) und Tochter Romy (geb. 2007) inspiriert. Musikalisch geht der Titel zurück auf das, was Hucknall in den Achtzigern und Neunzigern mit Simply Red berühmt machte: Blue-Eyed Soul, also der von weißen Männern gesungene Soul, der sich der Tradition des amerikanischen Gesangs schwarzer Künstler bedient.

Die Adaption dieses Stils konnte man bereits in den Fünfzigern bei Frank Sinatra (1915-1998), der nicht umsonst Ol‘ Blue Eyes genannt wurde, oder Dusty Springfield (1939-1999), der „White Queen of Soul“, beobachten. Der Gedanke der gegenseitigen Befruchtung von weißer und schwarzer Musik ist tief verwurzelt in der Geschichte. Und trotzdem besteht bis heute der Vorwurf der kulturellen Aneignung. Auch Hucknall, der bereits zu Schulzeiten wegen seiner rötlichen Haare „Red“ genannt wurde, und seine Band Simply Red sahen sich selbst schon häufiger mit diesem Vorwurf konfrontiert.

Allen Kritikern zum Trotz

Dabei war bei Hucknall anfangs keinerlei Spur von Soul zu finden. Versuche, mit seiner ersten Band, The Frantic Elevators, in diese Musikrichtung einzusteigen, scheiterten. Erst als er 1984 Simply Red gründete, sollte sich das Blatt wenden. Mit Hits wie „Holding Back The Years“, „If You Don’t Know Me By Now“ oder „Stars“ schrieb die Band Ende der Achtzigerjahre Erfolgsgeschichte und Hucknall wurde zu einem der populärsten Soul-Sänger Europas.

Obwohl sich Simply Red offiziell vor rund zehn Jahren auflösten, gab es danach noch eine Jubiläumstour sowie zwei neue Alben. Die Tournee zu „Blue Eyed Soul“ ist für kommenden Herbst geplant. Hucknall widmete sich zwischenzeitlich einigen Soloprojekten und äußerte sich vermehrt politisch, vor allem zur Brexit-Farce seines Heimatlandes. „Das Ganze geht mir total auf die Nerven“, erklärte der Sänger gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der Brexit sei „eine typisch englische Angelegenheit“. „Die Schotten und Iren lehnen ihn ab. Das macht mich sehr betroffen und ich schäme mich dafür.“

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