Die Hagia Sophia in Istanbul soll nach ihrer Umwandlung in eine Moschee außerhalb der muslimischen Gebetszeiten für Besucher geöffnet bleiben. Aus religiöser Sicht spreche nichts dagegen, erklärte die türkische Religionsbehörde Diyanet am Dienstag. Christliche Symbole könnten ebenfalls bleiben, würden dann aber „während der Gebetszeiten mit geeigneten Mitteln bedeckt“.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Freitag angekündigt, dass die Hagia Sophia künftig wieder als Moschee genutzt werden soll. Am 24. Juli soll das erste muslimische Gebet stattfinden. Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hatte zuvor den seit 1935 bestehenden Museumsstatus des Gebäudes aufgehoben.
Die ehemalige byzantinische Kathedrale zieht Touristen aus aller Welt an. Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert zunächst als Basilika errichtet und war über hunderte Jahre die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit.
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde die Kirche dann in eine Moschee umgewandelt. Nach der türkischen Republikgründung wurde 1934 ein Dekret erlassen, welches die Moschee zum Museum erklärte, in dem keine Gottesdienste erlaubt waren.
Die Ankündigung des türkischen Präsidenten, den Kuppelbau für muslimische Gebete zu öffnen, sorgte international für breite Kritik, die auch Tage später nicht abriss. Die Bundesregierung äußerte am Montag ihr Bedauern. Es gelte aber, die „Ausgestaltung der Nutzung“ des Baus noch abzuwarten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Deutlicher war die Reaktion aus Österreich. Außenminister Alexander Schallenberg bezeichnete die Entscheidung Erdogans als „jüngstes Glied in einer Kette von Provokationen“ und forderte einen Kurswechsel der EU gegenüber der Türkei.
Der Fraktionsvorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), warf der türkischen Regierung am Dienstag vor, „den kulturellen Wert (der Hagia Sophia) für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu leugnen“. Die Umwandlung in eine Moschee sei ein „schwerer Fehler“.