Der Präsident der italienischen Region Sizilien hat sich über die Regierung in Rom hinweggesetzt und die Schließung aller Aufnahmezentren für Flüchtlinge in der Region angeordnet. Bis Montag um Mitternacht müssten sämtliche Flüchtlinge von den Hotspots und Aufnahmezentren auf sizilianischem Gebiet aufs italienische Festland verlegt werden, verfügte Regionalpräsident Nello Musumeci am Sonntag. Zur Begründung verwies er auf die Corona-Pandemie, die sich in den Zentren ausbreiten könne.
Aus dem italienischen Innenministerium hieß es, die Anordnung des Regionalpräsidenten sei ungültig, da die Flüchtlingspolitik Sache der Regierung in Rom sei.
Musumeci war mit der Unterstützung einer Allianz aus rechten und rechtsradikalen Parteien ins Amt gekommen. Im Internet schrieb er am Sonntag, er könne nicht zulassen, dass „Sizilien gestürmt wird, während Europa wegschaut und die Regierung keinerlei Abschiebungen vornimmt“.
In seiner Anordnung verfügte der Regionalpräsident zudem, kein Migrant dürfe die Region mehr betreten, durchreisen oder dort Station machen. Dies gelte auch für sämtliche kleinen oder großen Flüchtlingsschiffe, „einschließlich derer von Hilfsorganisationen“.
Auf der südlich von Sizilien gelegenen Mittelmeerinsel Lampedusa treffen immer wieder Flüchtlingsboote ein. Am Sonntag lag die Zahl der Migranten auf Lampedusa bei rund 1200, nachdem 300 weitere am Freitag in Einrichtungen auf Sizilien gebracht worden waren.
Das Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ hatte nach Angaben der Hilfsorganisation am Sonntag 104 nahe der libyschen Küste gerettete Flüchtlinge an Bord.