Gigafactory: Umstrittenes Tesla-Riesenprojekt in Grünheide

Symbolbild: Gigafactory - Bild: Tesla
Symbolbild: Gigafactory - Bild: Tesla

Die einen sehen in dem Vorhaben eine Chance für Brandenburg, die anderen eine Gefahr für die Umwelt – die geplante Errichtung der sogenannten Gigafactory von Tesla ist in Brandenburg umstritten. Bis Donnerstag um Mitternacht können beim Landesumweltamt noch offiziell Einwendungen eingereicht werden. Am selben Tag besichtigte Konzernchef Elon Musk die Baustelle, wo nach seinen Worten die „umweltfreundlichste Fabrik der Welt“ entstehen soll. Der Stand der Dinge in Grünheide:

WAS PLANT TESLA?

Auf 300 Hektar will Tesla ab 2021 in Grünheide Elektrofahrzeuge herstellen – bis zu 500.000 jährlich. Das Unternehmen möchte unter anderem eine Gießerei, einen Karosseriebau, eine Lackiererei und die Endmontage von Elektrofahrzeugen errichten. Die Anlage soll laut Brandenburger Staatskanzlei bis zu 1,4 Millionen Kubikmeter Frischwasser pro Jahr verbrauchen. Insgesamt sollen 194 Hektar Nutzwald gefällt werden. 

WAS KÖNNTE DIE FABRIK WIRTSCHAFTLICH FÜR DIE REGION BEDEUTEN?

Die Landesregierung sieht in der Fabrik eine große Chance und betont die „bundesweite Vorreiterrolle Brandenburgs bei den erneuerbaren Energien“. Laut der Staatskanzlei böte sich für die umliegenden Städte und Gemeinden die „Chance und Herausforderung, attraktive Wohnstandorte für die Tesla-Beschäftigten und damit einhergehend ausreichend Versorgungsinfrastruktur“ zu schaffen. Der Grünheider Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) verglich die Tesla-Ansiedlung mit einem Lottogewinn.

Tesla will nach Angaben der Staatskanzlei im mittleren einstelligen Milliardenbereich investieren. Das Unternehmen stellte bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg einen Antrag auf Förderung. Dieser muss aufgrund der hohen Investitionssumme von der EU-Kommission genehmigt werden – die Auszahlung wäre ohnehin erst ab Produktionsbeginn möglich. Die Fabrik soll bis zu 12.000 Mitarbeiter im Drei-Schicht-System beschäftigen. Der Landkreis Oder-Spree rechnet mit der Ansiedlung weiterer Dienstleistungsunternehmen im Umkreis der Fabrik.

WAS KRITISIEREN UMWELTSCHÜTZER?

Laut der Bürgerinitiative Grünheide liegt die Hälfte des Areals in einem Wasserschutzgebiet. Eine Wildpassage verlaufe direkt durch das Areal. Die Landschaftsschutzgebiete Müggelspree-Löcknitzer Wald- und Seengebiet lägen in unmittelbarer Nähe. Der zu rodende Wald sei mit bis zu hundert Jahre alten Laubbäumen unterpflanzt.

Zudem sei durch den hohen Wasserverbrauch des Werkes die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährdet. Eine Arbeitsgruppe des Umweltministeriums soll die Wasserversorgung erörtern. Kritische Fragen dazu wiegelte Musk bei seinem Brandenburg-Besuch ab: „Diese Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe“, sagte er. Im Vergleich zu Kalifornien sei Brandenburg schließlich keine trockene Gegend.

Laut Staatskanzlei muss Tesla den gerodeten Wald mit Neuaufforstungen ausgleichen. Auch seien potentielle Lebensräume für Reptilien gesichert worden.

WIE IST DER AKTUELLE STAND?

Auf dem Gelände wurde bereits ein 92 Hektar großes Waldstück gerodet. Den Bebauungsantrag änderte Tesla zuletzt im Juni, das Unternehmen will unter anderem die Anlage unterpfählen und den Wasserverbrauch der Fabrik reduzieren. Die ursprünglich geplante Batterie- und Kunststoffproduktion soll entfallen. Am Donnerstag um Mitternacht endet die Einwendungsfrist – am 23. September sollen die Einwände dann in der Stadthalle Erkner erörtert werden.

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