Die Linke könnte die erste weibliche Doppelspitze bekommen

Parteitag der Linke - Bild: Ferran Cornellà / CC BY-SA
Parteitag der Linke - Bild: Ferran Cornellà / CC BY-SA

Die Linkspartei könnte die erste weibliche Doppelspitze bekommen. Für die Nachfolge von Katja Kipping und Bernd Riexinger kündigten am Freitag die hessische Fraktionsvorsitzende Janine Wissler und Thüringens Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow ihre Kandidatur an. Sie gehören noch zu den jüngeren Politikerinnen, bringen dennoch viel politische Erfahrung mit. Beide gelten als enge Vertraute Kippings, was mit Blick auf deren noch nicht benannte politische Ambitionen interessant sein könnte.

SUSANNE HENNIG-WELLSOW

Die Thüringer Linken-Vorsitzende wurde außerhalb des Freistaats vor allem als die Frau mit dem Blumenstrauß bekannt. Empört warf sie am 5. Februar dem FDP-Politiker Thomas Kemmerich das Gebinde vor die Füße, nachdem dieser im Erfurter Landtag mit den Stimmen von CDU und AfD überraschend zum Ministerpräsidenten gewählt worden war. Sie habe ein Zeichen setzen wollen, sagte sie später zu diesem symbolträchtigen Akt. 

Mit dem inzwischen wiedergewählten Regierungschef Bodo Ramelow bildet die 42-Jährige für die Linken in Thüringen ein schlagkräftiges Tandem, wenngleich Ramelow als erster linker Ministerpräsident die zentrale Figur ist. Vor seiner Wiederwahl war es aber vor allem die burschikose Hennig-Wellsow, die Druck auf die CDU machte, um Ramelows Rückkehr in die Staatskanzlei und die vorläufige Fortsetzung des rot-rot-grünen Minderheitskabinetts zu ermöglichen. 

Hennig-Wellsow zog es direkt nach der Ausbildung in die Politik. Nach dem Abitur am Erfurter Sportgymnasium und einem Pädagogikstudium wurde sie 2001 zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin in der damaligen PDS-Landtagsfraktion. 2004 holte die in Mecklenburg-Vorpommern geborene Mutter eines Sohnes selbst ein Landtagsmandat und engagierte sich vor allem in der Bildungspolitik. Seit sieben Jahren ist Hennig-Wellsow Linken-Landesvorsitzende in Thüringen, nach Ramelows Wahl zum Ministerpräsidenten übernahm sie 2014 auch den Fraktionsvorsitz.

Hennig-Wellsow gilt als streitbare Politikerin, die sich dem Kampf „gegen alte und neue Nazis“ verschrieben hat. Vergangenes Jahr beteiligte sie sich an einer Sitzblockade gegen eine AfD-Demonstration. Die deswegen gegen sie und andere laufenden Ermittlungen wurden vor kurzem eingestellt. Dass Ramelow im Juli im Landtag einem AfD-Abgeordneten den Stinkefinger zeigte, kommentierte sie mit den Worten, das sei „die einzig anständige Reaktion auf einen Unanständigen“.

JANINE WISSLER

Die hessische Fraktionschefin gilt schon seit längerem als großes politisches Talent der Linkspartei. Die 39-Jährige scheut keine Konflikte, vertritt dabei ebenso freundlich wie wortgewaltig ihre Positionen – und die sind eindeutig links einzuordnen.

Wissler engagiert sich nach eigenen Angaben seit 1997 in außerparlamentarischen Bewegungen, seit 2001 ist sie im globalisierungskritischen Netzwerk Attac aktiv. Zudem ist sie Mitglied des trotzkistischen Netzwerks Marx21, das sich als Teil der neuen Linken sieht und unter anderem darauf zielt, „die Macht der Konzerne zu brechen“. 

Im Wiesbadener Landtag gilt Wissler als scharfzüngige Rednerin. Damit gelang es ihr, zum Gesicht der Linken in Hessen zu werden. Politisch aktiv ist die 1981 in Langen bei Frankfurt am Main geborene Wissler seit ihrer Jugend. In die Parteipolitik kam sie über die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), aus der durch den Zusammenschluss mit der PDS die Linkspartei entstand. Im Jahr 2008 zog sie erstmals in den hessischen Landtag ein.

Auch auf Bundesebene ist Wissler keine Unbekannte, seit 2014 ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende. Sie habe „lange darüber nachgedacht“, ob sie auf dem Erfurter Parteitag kandidieren solle, so Wissler am Freitag. Sie sei zu dem Schluss gekommen, „dass ich das tun möchte“.

Wissler gehörte zu den Politikerinnen, die im Sommer rechtsextreme „NSU 2.0“-Drohmails erhielten. Vor dem Versand der Mails waren unerlaubt Daten von Empfängerinnen von Polizeicomputern in Hessen abgerufen worden. Wissler nannte die rechten Strukturen im HR-Interview „besorgniserregend und beängstigend“. Es sei Aufgabe aller Demokraten, „der rechten Bedrohung den Kampf anzusagen“. 

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