„Schau’n mer mal“ heißt bei Franz Beckenbauer heute Gedanken ans Lebensende

Franz Beckenbauer mit Ehefrau Heidi - Bild: Sven Mandel / CC BY-SA
Franz Beckenbauer mit Ehefrau Heidi - Bild: Sven Mandel / CC BY-SA

Früher war er omnipräsent, heute lebt er nahezu vollständig zurückgezogen: Fast kein Wort ist mehr von Franz Beckenbauer zu hören, der als Spieler, Trainer, Funktionär und Kolumnist über Jahrzehnte dem deutschen Fußball den Stempel aufdrückte und als bewunderte Lichtgestalt den früheren Arbeitersport gesellschaftsfähig machte. Zu seinem 75. Geburtstag am Freitag meldete sich Beckenbauer nun wieder zu Wort – mit Gedanken eines Manns, der das Lebensende im Blick hat.

Der „Bild“-Zeitung sagte der Katholik, der nach eigenen Worten nur selten zur Kirche geht, er bete regelmäßig. „Es sind Dankgebete – ich bedanke mich für das schöne Leben, das ich führen durfte.“

Im Magazin „51“ seines Vereins FC Bayern klang der früher mit einem „schau’n mer mal“ lässig durchs Leben wandelnde Beckenbauer ähnlich nachdenklich. „Wann ist es so weit, dass du entschwindest – und in welche Sphären?“, befasste er sich da mit dem Jenseits. 

Auch hier versuchte Beckenbauer aber Dankbarkeit zu signalisieren. Er sei „sehr zufrieden – und das ist das Wichtigste“. Dabei ließ er sich an der Seite seiner Frau Heidi mit den gemeinsamen Kindern Joel, 20 Jahre, und Francesca, 16 Jahre, sowie den Familienhunden fotografieren.

Womöglich ist das die entscheidende Botschaft rund um den 75. Geburtstag des am 11. September 1945 geborenen Beckenbauer. Er ist zufrieden und dankbar – in den vergangenen Jahren schien das nicht immer so. Da wirkte Beckenbauer von Bitterkeit gezeichnet.

Er konnte nicht verstehen, dass der Skandal um die rund um den Zuschlag der Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland geflossenen Millionen das Bild vom „Sommermärchen“ zerstörte und große Schatten auf seine Lichtgestalt warf. Als „erstunken und erlogen“ bezeichnete er selbst die Vorwürfe.

Juristisch ist der 2015 bekannt gewordene Fall für Beckenbauer beendet. In Deutschland wurde er nicht als Beschuldigter geführt, in der Schweiz verjährten ebenso wie gegen andere deutsche Funktionäre inzwischen alle Vorwürfe. Beckenbauer sagte der „Bild“, er „sehe zwar, dass mittlerweile akzeptiert wird, dass da nichts war, aber die letzten Jahre waren schon hart“.

Sie waren nicht nur hart, sie bedeuteten auch einen Ansehensverlust für den Mann, dem über Jahrzehnte alles zu gelingen schien. Dazu kamen viele private Sorgen. Sein Sohn Stephan starb 2015 mit 46 Jahren an Krebs. Beckenbauer musste 2016 und 2017 am Herzen operiert werden und erlitt im vergangenen Jahr einen Augeninfarkt, der ihn einen Teil seiner Sehkraft kostete.

Wie viel Mitgefühl sie für ihn empfinden, werden Bewunderer und Gegner Beckenbauers wohl sehr unterschiedlich entscheiden. Unbestreitbar ist allerdings seine Ausnahmestellung.

Da war der rasante Aufstieg des im Münchner Arbeiterviertel Giesing geborenen Beckenbauer mit dem FC Bayern. Schon mit 18 Jahren spielte er zum ersten Mal Bundesliga und gewann in seiner Karriere alle Titel, die möglich sind.

Der langjährige Bayern-Manager Uli Hoeneß sagte gerade im ZDF, Beckenbauer sei „eine Legende, weil er aus meiner Sicht der alles überragende Spieler in Deutschland war“. Er gehöre wahrscheinlich „zu den zwei, drei besten Spielern, die die Welt je hervorgebracht hat“.

Neben den Vereinserfolgen wurde er als Spieler auch mit der Nationalmannschaft Welt- und Europameister. Dass er 1990 in Italien auch als Trainer Weltmeister wurde, wertet Hoeneß als Beweis, dass Beckenbauer zumindest im Fußball „mehr oder weniger über Wasser laufen kann“.

An diesen Messiasstatus dürften außer Hoeneß allerdings nur noch wenige glühende Verehrer von Beckenbauer glauben. Lange wurde dieser nur „Kaiser“ gerufen – diese gefühlte Monarchie scheint aber endgültig vorbei.

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