Das Bundeskriminalamt (BKA) wertet einem Bericht zufolge geheime Chats der organisierten Krimineller aus. Die mutmaßlichen Kriminellen hätten speziell präparierte Handys mit einer Verschlüsselungssoftware genutzt, berichtete der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Mittwoch. In Deutschland gebe es 3000 Nutzer dieser Software. Sie hätten speziell angepasste Handys benutzt, bei denen durch Eingabe eines Codes eine versteckte Oberfläche sichtbar werde, über welche die verschlüsselte Kommunikation stattfinde.
Französische Sicherheitsbehörden hätten vor einigen Monaten hunderttausende Chatnachrichten an das BKA weitergegeben. Darin enthalten seien unter anderem Informationen über große Drogengeschäfte sowie über Geschäfte mit Kriegswaffen, Sprengstoffen und anderen illegalen Substanzen. Teilweise seien Ermittler auf bislang unbekannte Straftaten und Kriminelle gestoßen. In anderen Fällen hätten die Daten wichtige Informationen für bereits laufende Verfahren geliefert.
Eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main bestätigte dem NDR, dass mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet worden seien. Auch in anderen Ländern Europas werde ermittelt – dabei habe es bereits über tausend Festnahmen gegeben. Bei Razzien in den Niederlanden seien beispielsweise 19 Drogenlabore ausgehoben worden. Ermittler bezeichneten den Datensatz gegenüber dem NDR als „Glücksfall“ und hoffen, tiefere Einblicke in kriminelle Netzwerke in Deutschland zu erhalten. Ziel sei es, Hintermänner zu identifizieren. Die Ermittlungen dazu könnten Jahre dauern.