Angesichts der Corona-Pandemie hat Papst Franziskus zu einer Welt in Solidarität mit den Schwächsten aufgerufen. In einer neuen Enzyklika mit dem Titel „Fratelli tutti“ (Alle sind Brüder) beschwor der Papst am Sonntag einen „neuen Traum der Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft“, der besonders in Zeiten der Corona-Pandemie unverzichtbar sei.
„Radikaler Individualismus“ sei das am schwersten zu besiegende Virus, mahnte Franziskus. Die „Zerbrechlichkeit der weltweiten Systeme angesichts der Pandemie“ habe gezeigt, „dass nicht alles durch den freien Markt gelöst werden kann“.
Franziskus forderte die Politiker auf, das Gemeinwohl im Blick zu haben. Zahlreiche ältere Menschen seien wegen fehlender Atemschutzgeräte an einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, „teilweise als Folge der von Jahr zu Jahr abgebauten Gesundheitssysteme“.
In der Enzyklika wiederholte der Papst auch seine Forderung nach der vollständigen Abschaffung von Atomwaffen und der Abschaffung der Todesstrafe.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte die Enzyklika als einen „eindringlichen Appell für weltweite Solidarität und internationale Zusammenarbeit“. Geschwisterlichkeit sei für Papst Franziskus eine „Liebe, die alle politischen und räumlichen Grenzen übersteigt“ und weit entfernte Menschen genauso achte wie Menschen in unmittelbarer Nähe.
Es ist die bislang dritte Enzyklika von Papst Franziskus. Der Text ist eine Hommage an den heiligen Franz von Assisi, dessen Namen der argentinische Jesuit Jorge Bergoglio nach seiner Wahl zum Papst angenommen hat.