So steht der Markt für Elektroautos und das Ladenetz in Deutschland da

Symbolbild: Elektroauto
Symbolbild: Elektroauto

Der Absatz von Elektroautos boomt weiter – auch dank der hohen Förderung durch den Bund. „Elektromobilität kommt auf die Straße“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Dienstag und zeigte sich erfreut über mehr als 40.000 neu zugelassene Vollstromer und Plug-in-Hybride im September. Doch nun müssen auch die Regierungspläne zum Ausbau der Ladeinfrastruktur greifen, damit der Markt für Verbraucher attraktiv bleibt.

ELEKTROAUTOS

Trotz starker Zuwachsraten bleibt das Ziel der Bundesregierung ambitioniert: Mindestens sieben Millionen Elektroautos sollen bis 2030 in Deutschland unterwegs sein. Zum Beginn dieses Jahres zählte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erst knapp 137.000 rein elektrisch angetriebene Pkw und 102.000 Plug-in-Hybride. Fast 98 Prozent der rund 47,7 Millionen Pkw wurden noch mit Benzin und Diesel angetrieben.

Immerhin: Von Januar bis September wurden rund 98.000 Elektro-Pkw und knapp 106.000 Plug-in-Hybride neu zugelassen. Der gemeinsame Absatz im September vervierfachte sich im Vorjahresvergleich, der Marktanteil kletterte auf 15,6 Prozent. Die Tendenzen: steigend. Zählte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Anfang Mai noch insgesamt 280.000 Vollstromer und Plug-in-Hybride auf deutschen Straßen, spricht Scheuer von aktuell 400.000 Fahrzeugen. „Das Jahr 2020 markiert eine Zeitenwende hin zur Elektromobilität“, erklärte zuletzt Autoexperte Stefan Bratzel.

AUTOBAUER

Die Auswahl an reinen E-Autos ist allerdings nach wie vor vergleichsweise gering. Der ADAC führte Anfang Juni in einer nicht repräsentativen Liste 33 bis dahin verfügbare Fahrzeugtypen – kaum mehr als im Vorjahr. Etwa genauso viele neue Fahrzeuge seien indes für das gesamte Jahr 2020 angekündigt gewesen. Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität zählte zum Jahreswechsel 60 verschiedene Modelle batterieelektrischer Autos und Hybride. Und sie erwartete, dass diese Zahl in den kommenden fünf Jahren auf über 300 ansteigen könnte.

Gerade die deutschen Hersteller wollen ihr Angebot kräftig aufstocken. Das empfiehlt sich auch, wollen sie in den kommenden Jahren die von möglichen Sanktionen begleiteten CO2-Flottengrenzwerte der EU einhalten. Gerade die zurzeit besonders gut laufenden Hybridmodelle seien vor diesem Hintergrund häufig eine „Übergangslösung“ der Hersteller, erklärte der ADAC.

PREISE

Die Preisspanne auf dem Markt ist gewaltig: Elektroautos sind in der Breite ab etwa 20.000 Euro bis an die 100.000 Euro zu haben. Volkswagen gibt für die neuen Modelle seines Hoffnungsträgers ID.3 beispielsweise 35.575 Euro als Mindestpreis an – abzüglich 9.480 Euro Umwelt- und Herstellerbonus bleiben gut 26.000 Euro.

Preislich sind Elektroautos damit so attraktiv wie nie – wenn sie denn überhaupt zu haben sind. Das Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen ermittelte nach der Mehrwertsteuersenkung im Juli Gesamtrabatte von bis zu 50 Prozent auf dem Elektromarkt – gleichzeitig aber Lieferengpässe und „Zwangs-Kontingente“.

LADEINFRASTRUKTUR

Als Knackpunkt der Mobilitätswende gilt seit langem die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Bratzel sieht hier „im Hinblick auf Versorgungsdichte sowie faktische Verfügbarkeit und Verlässlichkeit noch deutliches Verbesserungspotential“. Laut Bundesverkehrsministerium finden Autofahrer deutschlandweit gut 30.000 öffentliche Ladepunkte. Das reicht – statistisch betrachtet – noch aus. Doch für mehr Autos braucht es nun dringend auch mehr Ladestationen, um das „Henne-Ei-Problem“ zu lösen, wie Scheuer selbst fordert.

Und diese Ladesäulen werden nicht nur im öffentlichen Raum, sondern vornehmlich an den eigenen vier Wänden gebraucht. Wohnungseigentümer und Mieter können nun auf 900 Euro Bundeszuschuss für vernetzte Ladestationen mit Ökostrom hoffen. Der Bundesrat berät am Freitag außerdem über die Reform des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG). Sie soll jedem grundsätzlichen Anspruch auf eine Ladestation in der Tiefgarage oder auf dem Grundstück verschaffen, sofern er die Installation selbst bezahlt.

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