Im Konflikt um die Kaukasusregion Berg-Karabach gibt es erstmals Hoffnung auf eine Waffenruhe: Die Außenminister von Aserbaidschan und Armenien wollten am Freitag in Moskau erste direkte Gespräche führen, wie der Kreml mitteilte. Bisher hatte Armenien Gespräche ausgeschlossen, solange die Kämpfe andauern. In der Nacht wurde in Berg-Karabach noch heftig gekämpft. Frankreich, das mit Russland und den USA in dem Konflikt vermittelt, äußerte Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die beiden Außenminister nach Telefonaten mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew und dem armenischen Regierungschef Nikol Paschinjan nach Moskau eingeladen. Nach Angaben des russischen Außenministeriums sollten die Gespräche am frühen Nachmittag beginnen.
Ziel der Gespräche unter Vermittlung des russischen Außenminister Sergej Lawrow sei ein Ende der Kämpfe, erklärte der Kreml. Putin rief die Konfliktparteien auf, die Kämpfe „aus humanitären Gründen zu unterbrechen“, um Leichen und Gefangene auszutauschen.
Die armenische Regierung hatte Gespräche mit Aserbaidschan bislang ausgeschlossen, solange die Gefechte andauern. Aserbaidschans Präsident Alijew wiederum machte ein Ende der Kämpfe von einem Rückzug der armenischen Truppen aus Berg-Karabach abhängig.
Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau allerdings auch gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen. Außerdem leitet Russland zusammen mit Frankreich und den USA die sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die zur Entschärfung des Konflikts um Berg-Karabach eingerichtet worden war.
Frankreich äußerte sich vor den Gesprächen in Moskau vorsichtig optimistisch. „Wir bewegen uns auf eine Waffenruhe heute Abend oder morgen zu“, erklärte das Büro von Präsident Emmanuel Macron nach Telefonaten mit Paschinjan und Alijew . Die Lage sei aber noch „sehr zerbrechlich“.
An einem von der Minsk-Gruppe organisierten Vermittlungstreffen in Treffen hatte Armenien am Donnerstag nicht teilgenommen. Am Freitag erklärte Paschinjan, Eriwan sei „bereit für eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses“.
Die Bundesregierung forderte am Freitag erneut alle Seiten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) habe in einem Telefonat mit dem aserbaidschanischen Außenminister eine sofortige Waffenruhe ohne Vorbedingungen und dann einen sofortigen Waffenstillstand gefordert.
Die Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach waren Ende September wieder aufgeflammt. Beide Seite machen sich gegenseitig für Angriffe auf zivile Einrichtungen und die Zivilbevölkerung verantwortlich. Die genaue Zahl der Opfer ist unklar, doch wurden bereits hunderte Menschen getötet. Zehntausende flohen aus der umstrittenen Region.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Armenien und Aserbaidschan wurde in der Nacht zum Freitag weiter heftig gekämpft. Dabei seien auch Zivilisten getötet worden.
Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.