Nährwertampel Nutri-Score soll Anfang November kommen – Foodwatch fordert weitere gesetzliche Regeln

So sieht er aus - Der Nutri-Score
So sieht er aus - Der Nutri-Score

Deutschlands Verbraucher sollen sich ab Anfang November mit einem Blick auf die Verpackung über den Nährwert eines Lebensmittels informieren können. Der Bundesrat billigte am Freitag die Einführung der Nährwertampel Nutri-Score. Die fünfstufige Farb-Buchstabenkombination reicht von einem grünen A bis zum roten E. Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte weitere gesetzliche Regulierungen wie Beschränkung für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel.

Die Nährwertampel soll auf der Vorderseite von Verpackungen abgebildet sein. Sie soll es Verbrauchern auch möglich machen, verschiedene Produkte innerhalb einer Produktgruppe miteinander zu vergleichen. Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte, die Kennzeichnung sei „ein wichtiger Schritt hin zu einem stärkeren Bewusstsein beim Lebensmitteleinkauf und gegen versteckte Dickmacher“. 

Die Bewertung durch den Nutri-Score wird ungünstiger und wandert damit in Richtung rotes E, wenn zu viele Fette, Zucker oder Salz in einem Lebensmittel enthalten sind. Innerhalb einer Produktgruppe trägt ein Lebensmittel mit einem grünen A eher zu einer gesunden Ernährung bei als ein Produkt mit einem roten E. 

Einige Lebensmittel in Deutschland werden schon mit dem Nutri-Score angeboten. Für die Hersteller ist die Nutzung des Kennzeichens freiwillig – Ministerin Klöckner erklärte aber am Freitag: „Von den Unternehmen erwarte ich, dass sie Farbe bekennen und ihr Sortiment umfassend kennzeichnen.“ 

Foodwatch erklärte, es sei „schön“, dass Klöckner ihren Widerstand gegen den Nutri-Score aufgegeben habe – die Kennzeichnung war jahrelang umstritten. Auch die Grünen-Politikerin Renate Künast kritisierte, die Nährwertampel „hätte längst Realität sein können“, wenn nicht die Union lange dagegen gekämpft und Klöckner sie nicht immer wieder vertagt oder andere intransparentere Siegel ins Spiel gebracht hätte. 

Die rein freiwillige Lösung ist nach Ansicht von Foodwatch „unzureichend“: Hersteller unausgewogener Produkte würden die Kennzeichnung einfach nicht nutzen, erklärte Luise Molling von Foodwatch. Künast rief die Unternehmen auf, die Kennzeichnung auf allen Fertigprodukten zu platzieren und nicht nur auf denen, die eine günstige Ernährungsbilanz haben. 

Klöckner betonte, die nationale Einführung von erweiterten Nährwertkennzeichen sei derzeit europarechtlich nicht verpflichtend möglich. Sie werde sich daher für die Einführung einer einheitlichen Nährwertkennzeichnung in der EU einsetzen. 

Foodwatch forderte, neben einem europaweiten verpflichtenden Nutriscore brauche es vor allem gesetzliche Regelungen, um Kinder „vor den perfiden Marketingstrategien der Junk-Food-Konzerne“ zu schützen. 

Foodwatch warnte zudem vor einer Verwässerung des Nutri-Score. Die Lebensmittellobby arbeite bereits mit Hochdruck daran, die Berechnungsgrundlage der Ampel-Kennzeichnung so zu verändern, dass unausgewogene Produkte gesünder abschneiden – selbst einige Zuckergetränke bekämen dann eine grüne Ampel. 

Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker erklärte, Hauptproblem in Deutschland seien Übergewicht und Adipositas als Risikofaktoren für Zivilisationskrankheiten. „Davor wird der Nutri-Score nicht schützen: Denn Übergewicht entsteht durch eine unausgeglichene Kalorienbilanz“, betonte Hauptgeschäftsführer Günter Tissen. „Wer mehr isst, als er verbraucht, nimmt zu.“ 

Er schlug ein „Kalorienlogo“ vor: Es würde die Ursache von Übergewicht und Folgekrankheiten an der Wurzel packen und Verbrauchern am Supermarktregal eine einfache und verständliche Hilfe für eine kompetente Kaufentscheidung bieten.

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