Angesichts steigender Corona-Zahlen hat der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, vor zu hohen Erwartungen an eine Erholung der Weltwirtschaft gewarnt. „Das ist genau meine Sorge, dass wir im Frühjahr vielleicht etwas zu pessimistisch waren und jetzt vielleicht zu euphorisch, zu optimistisch sind“, sagte Fratzscher am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk mit Blick auf die jüngste Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Sowohl die IWF-Prognose als auch die Wirtschaftsprognose seines Institutes beruhten lediglich auf Annahmen, die so nicht eintreten müssten, warnte Fratzscher. Er verwies auf die gravierenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in den Entwicklungs- und Schwellenländern und sprach von „dramatischen Entwicklungen.“ „Das Drama und die Kosten der Pandemie sind vor allem für die schwächsten Menschen und Länder der Welt besonders groß.“
Der IWF hatte am Dienstag ein Schrumpfen der Weltwirtschaft um 4,4 Prozent in diesem Jahr prognostiziert. Im Juni hatte der IWF einen Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 4,9 Prozent vorhergesagt. Allerdings senkte der IWF zugleich seine Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre.
In Deutschland legen am Mittwoch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihr gemeinsames Herbstgutachten zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Corona-Krise vor. Beteiligt sind neben dem DIW die Leibniz-Institute für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) und Essen (RWI), das Münchner Ifo-Institut und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Im April hatten die Ökonomen in ihrem Frühjahrsgutachten vorausgesagt, dass die Wirtschaftsleistung aufs ganze Jahr gesehen um 4,2 Prozent schrumpfen wird; 2021 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aber um 5,8 Prozent wachsen.