Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sieht die Hotelbranche wegen der Beherbergungsverbote für innerdeutsche Reisende vor äußerst schweren Zeiten. „Die Nichtentscheidung beim Corona-Gipfel kommt für die Hotels einem Lockdown auf Raten gleich: Es hagelt Stornierungen ohne Ende, viele Betriebe werden die kommenden Wochen ohne weitere Hilfen des Staates nicht überleben“, sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Freitagsausgabe).
Viele Bundesländer verbieten aktuell Hotelübernachtungen für Menschen aus deutschen Corona-Hotspots, einige jedoch nicht. Der Bund-Länder-Gipfel zum Thema Corona-Maßnahmen am Mittwoch erzielte in diesem Punkt keine Einigung; die Beratungen sollen im November fortgesetzt werden.
„Dass es Bund und Länder erneut nicht zustande bekommen haben, einheitliche und verständliche Regeln für das innerdeutsche Reisen zu vereinbaren, ist ein Armutszeugnis“, sagte dazu Zeitler. Alle Teilnehmer des Corona-Gipfels hätten gewusst, „dass es klare, einheitliche Regelungen braucht, damit die Bevölkerung beim Kampf gegen Corona weiterhin mitzieht“, sagte Zeitler.
„Dass die Länderchefs beim Symbolthema Beherbergungsverbot trotzdem lieber weiterhin ihr eigenes Süppchen kochen wollen, ist ein ziemlich verheerendes Signal.“ Die Zeche für den „politischen Eiertanz“ beim Beherbergungsverbot zahlten auch die Beschäftigten in den Hotels und Restaurants, warnte der Gewerkschaftschef. Wer jetzt nicht sogar seine Arbeit verliere, müsse sich weiter durch Regelungschaos kämpfen und mit uneinsichtigen und vom Regelungschaos überforderten Gästen umgehen.
Auch aus der großen Koalition wurde Unmut darüber laut, das zu den Beherbergungsverboten keine bundeseinheitliche Linie vereinbart werden konnte. Dies sei „bedauerlich“, erklärte der tourismuspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Paul Lehrieder (CSU). Nötig seien nun „neue Hilfsinstrumente für das Hotel- und Gaststättengewerbe“.
Die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar und ihre für Tourismus zuständige Fraktionskollegin Gabriele Hiller-Ohm erklärten, das Fortbestehen der Beherbergungsverbote sei „enttäuschend“. Diese Verbote seien „mit Blick auf den Infektionsschutzes nicht begründbar und nur schwer umsetzbar“.
„Den Flickenteppich von unterschiedlichen Landesregelungen werden wir hier leider weiter behalten“, kritisierten die Sozialdemokratinnen. „Das ist schädlich für die in der aktuellen Situation so wichtige Akzeptanz von notwendigen Eindämmungsmaßnahmen in der Bevölkerung.“