Patientenschützer haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) „Chaos“ bei der Grippeschutzimpfung vorgeworfen. „Seit Jahrzehnten war geübte Praxis, dass sich zunächst nur die Menschen der Risikogruppe oder mit speziellen Berufen impfen lassen sollten“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Spahn und andere Gesundheitsminister in den Ländern hätten jedoch wochenlang „die Grippeimpfung für jedermann“ propagiert.
„Diese Strategie war ein schwerer Fehler“, kritisierte Brysch. Von vielen Seiten sei nun von knappen Impfressourcen zu hören. Das solle sich zwar bis Dezember wieder entspannen. „Das Chaos ist jedoch angerichtet“, sagte Brysch.
Spahn hatte am Mittwoch darauf verwiesen, dass die Impfdosen wie üblich „nach und nach freigegeben“ würden. Daher könne es derzeit lokal zu Lieferengpässen kommen. Grundsätzliche Versorgungsengpässe sieht der Minister aber nicht.
Der Bund hat demnach wegen der Corona-Pandemie erstmals zusätzliche Grippe-Impfstoffe bestellt. Insgesamt werden in diesem Jahr 26 Millionen Dosen zur Verfügung gestellt, das waren Spahn zufolge fast doppelt so viele wie in der vergangenen Grippesaison verbraucht wurden. Experten befürchten, dass durch das parallele Auftreten von Grippe und Covid-19 das Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze stoßen könnte.
Empfohlen wird die Grippeschutzimpfung Risikogruppen wie Patienten ab 60 Jahre, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Schwangeren, medizinischem Personal und Pflegekräften.