Ein republikanischer US-Senator hat mit scharfer Kritik an Präsident Donald Trump für Aufsehen gesorgt. In einem öffentlich gewordenen Telefonat mit Wählern warf Ben Sasse dem Präsidenten vor, mit „Rassisten geflirtet“ zu haben, „Diktatoren den Hintern zu küssen“, Verbündete zu „verraten“, „vom Fernsehen besessen“ und „selbstverliebt“ zu sein.
Trump werfe Staatsgelder aus dem Fenster „wie ein betrunkener Seemann“, mache sich hinter ihrem Rücken über die wichtige Wählergruppe der evangelikalen Christen lustig und habe bei der Corona-Pandemie versagt, sagte Sasse laut einer Aufzeichnung des Telefonats weiter. „Seine Familie hat die Präsidentschaft wie eine Geschäftschance angesehen.“
Wegen Trump drohten die Republikaner bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen am 3. November ihre Mehrheit im Senat zu verlieren, warnte der Politiker aus dem Bundesstaat Nebraska. „Ich halte jetzt ein Blutbad für die Republikaner im Senat für möglich. Deswegen bin ich nie auf den Trump-Zug aufgesprungen.“
Sasses Äußerungen spiegeln die Sorgen vieler Republikaner wider, bei den Wahlen nicht nur das Weiße Haus zu verlieren – sondern wegen Trumps Unbeliebtheit bei vielen Wählern auch den Senat.
Die Präsidentenpartei hat im Oberhaus des Kongresses derzeit eine Mehrheit von 53 der 100 Senatoren. Am 3. November wird rund ein Drittel der Senatoren neu gewählt. Umfragen zufolge könnten die Republikaner dann ihre Senatsmehrheit verlieren, auch wenn das alles andere als ausgemacht ist.
Einige republikanische Senatoren, die sich um eine Wiederwahl bemühen, haben sich zuletzt von Trump distanziert. Für Aufsehen sorgte diese Woche der als Trump-Kritiker bekannte Senator Mitt Romney, der hart mit dem Präsidenten ins Gericht ging. Der Senat spielt in der US-Politik eine zentrale Rolle, und das nicht nur in der Gesetzgebung. Die Senatoren bestätigen auch designierte Verfassungsrichter wie derzeit im Fall der konservativen Juristin Amy Coney Barrett.
Der unter anderem für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie massiv kritisierte Trump liegt weniger als drei Wochen vor der Wahl in Umfragen hinter seinem Herausforderer Joe Biden. Der Republikaner hat nicht nur im landesweiten Umfrageschnitt einen Rückstand von rund zehn Prozentpunkten. Auch in besonders wichtigen Schlüsselstaaten wie Michigan, Pennsylvania und Wisconsin liegt Trump hinter Biden.