Die Zahl der in Deutschland in freier Wildbahn lebenden Wölfe ist einem Bericht zufolge erneut deutlich gestiegen. Im Untersuchungszeitraum 2019/20 hätten die Behörden in den 16 Bundesländern fast 130 Rudel gezählt, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ am Montag unter Berufung auf bisher noch unveröffentlichte Zahlen schrieb. Das waren demnach 34 Wolfspaare und zehn territorial sesshafte Einzeltiere mehr als im Vorjahr, was ein Anstieg von 20 Prozent bedeutete.
Das für die Statistik verantwortliche Bundesamt für Naturschutz wollte die Daten nach Angaben der Zeitung zunächst nicht weiter kommentieren. Die Veröffentlichung des jährlichen Berichts, der jeweils den Untersuchungszeitraum vom 1. Mai bis 30. April eines Jahres abdeckt, war demnach für November geplant. Die Auswertung der Meldungen aus den Ländern laufe noch, hieß es.
Im Untersuchungszeitraum 2018/219 lebten in Deutschland noch 105 Wolfsrudel sowie 25 Wolfspaare und 13 sesshafte einzelne Wölfe. Auch das dem damaligen Bericht zufolge ein starker Anstieg gegenüber dem vorangegangenen Zeitraum, in dem erst 77 Rudel, 40 Paare und drei Einzeltiere beobachtet worden waren.
Der in Deutschland einst ausgerottete Wolf breitet sich seit rund 20 Jahren wieder stark erheblich aus, was zu Konflikten vor allem mit Nutztierhaltern führt. Das strengstens geschützte Tier darf nur in Ausnahmefällen mit behördlicher Genehmigung gejagt oder eingefangen werden. Seit langem gibt es deshalb heftigen politischen Streit über die Frage, ob der Schutz abgeschwächt und die Bejagung erleichtert werden sollte.
Der Deutschen Jagdverband (DJV) warnte angesichts der weiter zunehmenden Wolfspopulation vor zunehmenden Konflikten durch zunehmende Nutztier-Risse. „Es zeichnet sich ab, dass wir die Akzeptanz für den Wolf bei der Bevölkerung im ländlichen Raum gänzlich verlieren“, sagte Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ . Eine ungebremste Ausbreitung sei „keine Option“. Es müsse darüber nachgedacht werden, den Wolfsbestand zu begrenzen, wie dies etwa in Frankreich geschehe.
Aus der Politik kam derweil Kritik an der Zeitspanne bis zur Veröffentlichung der Meldezahlen durch das BfN. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) forderte in der Zeitung, diese schneller bereitzustellen. Gegenwärtig hinke der Bericht der tatsächlichen Lage hinterher. So habe sein Land dem BfN zum Ablauf des sogenannten Monitoringjahres am 30. April 26 Rudel gemeldet. Aktuell sei die Zahl aber schon auf 35 angestiegen.
Wölfe leben bislang vor allem in einem breiten Streifen, der sich über die ostdeutschen Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt sowie Mecklenburg-Vorpommern bis nach Niedersachsen erstreckt. Sie erreichten aber auch schon zahlreiche andere Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Thüringen. Ihre Rückkehr gilt Umweltschützern als Erfolg, sorgt zugleich aber für Proteste von Agrarverbänden.