Patientenvertreter warnen vor Aufgabe der Corona-Kontaktverfolgung durch Ämter

Mitarbeiterin im Gesundheitswesen
Mitarbeiterin im Gesundheitswesen

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat vor einer Aufgabe der Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie gewarnt. „Mit diesem Richtungswechsel entgleitet Deutschland erst recht die Pandemiebekämpfung“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). „Denn über sechs Millionen Menschen der Hochrisikogruppe leben verstreut über das ganze Land. Es sind nicht nur drei Millionen Pflegebedürftige daheim. Sondern beispielsweise auch akut Krebs- und Lungenkranke, die zuhause leben.“

Brysch forderte eine Befassung des Bundestages mit dem Thema. „So muss hier auch geklärt werden, warum es nicht gelingt, den öffentlichen Gesundheitsdienst krisenfest zu machen. Das käme einem öffentlichen Offenbarungseid gleich“, sagte er. „Eindringlich wiederholen Experten monatelang, auch des öffentlichen Gesundheitsdienstes, dass die Einzelfall-Nachverfolgung unverzichtbar sei. Genau dafür ist zusätzliches Personal der Gesundheitsämter notwendig.“

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Wochenende angesichts steigender Corona-Neuinfektionen vor einem Versagen der Kontaktnachverfolgung gewarnt. „Wir stehen kurz vor dem Kontrollverlust in einigen Regionen in Deutschland“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.

In Berlin wurde aufgrund überlasteter Gesundheitsämter am Freitag eine Regel festgesetzt, wonach Betroffene bereits ab Kenntnis einer Infektion oder eines möglichen Kontakts mit einem Infizierten rechtlich dazu verpflichtet sind, sich selbst in Quarantäne zu begeben. Bei der Kontaktnachverfolgung kümmern sich die Gesundheitsämter ab sofort schwerpunktmäßig um Ausbrüche im Umfeld von besonders gefährdeten Risikogruppen etwa in Altenheimen und Krankenhäusern.

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