Das „Rrrrrrrrr“ ist ihr Markenzeichen – Carolin Reiber wird 80 Jahre alt

Bild: glomex

Früher genügte ein Buchstabe und jeder erkannte sie – das R, unnachahmlich von ihr als „Rrrrrrrrr“ in die Länge gezogen, war das Markenzeichen von Carolin Reiber als Fernsehmoderatorin. Auch wenn sich gerade in ihrer Hochphase als Volksmusikmoderatorin manche über den Dialekt und die beschauliche Art lustig machten, behielt die am kommenden Montag 80 Jahre alt werdende Reiber bis heute viele Fans.

„Wenn es den Begriff ‚Fernsehliebling‘ nicht gäbe, für Carolin Reiber müsste er erfunden werden“, würdigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich Reiber, als er ihr den Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises überreichte.

Reiber kam am 2. November 1940 in München zur Welt, sie entstammt einer alteingesessenen Konditorenfamilie. Nach Schulschluss habe sie direkt mithelfen müssen, niemand habe gefragt, ob sie Hausarbeiten habe, berichtete sie einmal der „Süddeutschen Zeitung“.

Ihr Vater war aber selbst im Showgeschäft tätig, er arbeitete als Szenenbildner beim Film. So war der Weg für Carolin dahin kurz, mit zehn Jahren spielte sie 1950 in der äußerst populären Kästner-Verfilmung „Das doppelte Lottchen“ eine erste kleine Rolle – in dem Film stand auch Senta Berger das erste Mal vor der Kamera.

Während Senta Berger später zum etablierten Filmstar wurde, zog es Reiber als junge Erwachsene in die Moderation. Mit 18 Jahren durfte sie als Münchner Faschingsprinzessin in die USA reisen und wurde dazu vom Bayerischen Rundfunk interviewt, der Sender fragte danach an, ob sie nicht Ansagerin werden wolle.

„Beim Vorsprechen war ich dann allerdings so schlecht, auch gerade wegen des Rs, dass man am Ende sogar vergessen hat, mir abzusagen“, sagte sie der „Süddeutschen“. Doch die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin blieb hartnäckig, wurde im zweiten Anlauf doch genommen und wurde Fernsehansagerin.

Ihre lange Laufbahn steht für große Publikumserfolge und einzelne Flops. „Jetzt red i“, „Unser Land“ oder die „Lustigen Musikanten“ wurden ab den 70er Jahren Erfolge. Bei „Der Große Preis“ im ZDF scheiterte sie aber 1993 genau wie vor ihr Hans-Joachim Kulenkampff an dem Versuch, den langjährigen Moderator Wim Thoelke zu ersetzen.

Neben kleineren Sendungsformaten wie Kochshows oder Sendungen über ihr Heimatland Bayern wie „Bayerntour“ fand Reiber vor allem in großen Volksmusikshows ein Millionenpublikum. Die „Volkstümliche Hitparade“, das „Wunschkonzert der Volksmusik“ oder der „Grand Prix der Volksmusik“ sorgten bei jungen Zuschauern für Nasenrümpfer – aber viele Menschen liebten solche Sendungen.

Die Zusammenarbeit mit dem ZDF endete 2005 mit einem Zerwürfnis, der Sender wollte weniger Volksmusik. „Dass der Programmdirektor keine Begeisterung für Volksmusik zeigt, ist ja sein gutes Recht, aber er wird auch von denen bezahlt, die sie mögen“, schimpfte Reiber.

Die seit sechs Jahren verwitwete Mutter zweier erwachsener Söhne und mehrfache Großmutter bekam nach dem Krach mit dem ZDF aber im Bayerischen Rundfunk noch zahlreiche Aufträge, unter anderem bis 2016 eine Sendung zum Heiligabend. Eine ihrer letzten großen Sendungen bislang war 2017 eine zum 50-jährigen Bestehen des Farbfernsehens in Deutschland, für die Reiber noch einmal als Ansagerin arbeitete. 

„Wir hatten damals keinen Teleprompter und mussten uns seitenweise Text mit Uhrzeiten, Namen und Inhaltsangaben im Kopf merken“, erinnerte sie sich damals an ihre Anfänge. „Aber es war eine tolle Zeit, und Ansagerin war neben der Stewardess damals ein Traumberuf.“ Und Reiber dürfte wohl die einzige Fernsehschaffende in Deutschland sein, die in jedem Jahrzehnt des Farbfernsehens mindestens einen großen Publikumserfolg hatte.

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