Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl ist noch offen, doch eines steht bereits fest: Die Anhängerschaft von Amtsinhaber Donald Trump ist aktiver denn je und langlebiger als erwartet. Unabhängig davon ob der Republikaner die Wahl gewinnen wird oder nicht, wird der „Trumpism“ wohl fortbestehen. „Die Trump-Bewegung ist real. Und sie ist gekommen, um zu bleiben“, fasst es Politik-Expertin Sophia Nelson im Sender CNN zusammen.
Trumps Anhängerschaft wurde wiederholt – und fälschlicherweise – als alt, weiß und aus dem ländlichen Milieu stammend beschrieben. Tatsächlich stimmten aber auch viele hispanische Wähler für den Präsidenten. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, den „Sunshine State“ Florida im Rennen um das Weiße Haus für sich zu gewinnen. Insgesamt wird Trump die drittmeisten Stimmen bei einer Wahl in der US-Geschichte einfahren – hinter Herausforderer Joe Biden und Vorgänger Barack Obama.
„Vor der Wahl haben viele Experten gesagt, Trump würde der Partei keine neuen Wähler einbringen“, sagt Politik-Kenner Abraham Gutman von der Zeitung „Philadelphia Inquirer“. De facto hat der Milliardär bei dieser Wahl aber mindestens vier Millionen Wähler mehr von sich überzeugt als 2016. Allerdings war die Wahlbeteiligung 2020 so hoch wie nie zuvor und das demokratische Lager verzeichnete deutlich mehr Zuwachs.
Dennoch müssten sich die Medien „ernsthaft mit der Frage beschäftigen, warum ihnen das Anwachsen der Trump-Bewegung völlig entgangen ist“, sagt Gutman. Die dutzenden Wahlkampfauftritte des Republikaners zogen regelmäßig zahlreiche Menschen an.
„Seine Anhänger lieben ihn. Sie lieben ihn, weil er Amerika und die Amerikaner an erste Stelle stellt“, sagt Jim Worthington, Gründer der Unterstützergruppe „People4Trump“. Sollte Trump die Wahl verlieren, würde sich die Bewegung wohl nicht auflösen, schätzt er. „Ich denke, alle würden sich neu gruppieren. Er wird entscheiden, welchen Weg wir einschlagen werden.“
An Trumps umstrittenem Umgang mit der Corona-Pandemie, die in den USA bereits mehr als 233.000 Menschenleben gekostet hat, seiner harten Einwanderungspolitik und seinen teils dreisten Äußerungen stören sich seine Fans nicht. Der frühere Immobilienmogul ist einer der beliebtesten republikanischen Politiker seit Ronald Reagan.
Seine Unterstützer „empfinden echte Zuneigung zu diesem Typen, trotz all seiner Fehler oder vielleicht gerade wegen seiner Fehler“, sagt John Feehery von der Lobbygruppe EFB Advocacy. „Ich glaube, zum Teil liegt es daran, dass er so authentisch ist. Er sagt, was ihm durch den Kopf geht. Und die Leute hören das gerne.“ Zudem treffe er mit seinen Äußerungen einen Nerv bei jenen Wählern, die ein „Verlangen nach Nationalismus“ haben, sagt Feehery.
Die Republikanische Partei hat sich in den vergangenen vier Jahren zunehmend hinter ihrem Präsidenten versammelt. Beobachter gehen davon aus, dass selbst eine Wahlniederlage seinen Einfluss auf die Partei nicht schmälern würde. Selbst wenn die Republikaner das Rennen um das Weiße Haus verlieren, werden sie ihre Mehrheit im Senat voraussichtlich halten können und müssen auch im Repräsentantenhaus keine übermäßigen Verluste einfahren.
„Für die Partei haben sich die Dinge ganz okay entwickelt unter seiner Führung“, sagt Daniel Schlozman, Professor für Politikwissenschaft an der Johns Hopkins Universität. „Unter solchen Umständen halten Parteien eher den Kurs als zu sagen, ‚Wir müssen etwas ganz, ganz anders machen‘.“
Auch David Hopkins, Politik-Experte am Boston College, rechnet damit, dass Trump die Partei selbst nach einer Wahlniederlage auch in den kommenden vier Jahren noch stark beeinflussen wird. Und Feehery wäre nach eigenen Worten „nicht überrascht“, wenn Trump sich in vier Jahren erneut zur Wahl stellen würde.