Ermittlungen gegen Demonstranten und Polizist nach Protesten in Dannenröder Forst

Symbolbild: Polizei
Symbolbild: Polizei

Nachdem eine Demonstrantin im mittelhessischen Dannenröder Forst am Sonntag mehrere Meter tief stürzte, hat die Staatsanwaltschaft Gießen ein Verfahren gegen einen Polizeibeamten eingeleitet. Der 40-Jährige soll unwissentlich ein Seil durchtrennt haben, das die Demonstrantin absicherte, wie die Polizei in Gießen am Montag mitteilte. Auch gegen zwei festgenommene Aktivisten wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sie sollen Polizisten mit Steinen und Pyrotechnik beworfen haben.

Der Beamte soll in rund 30 Metern Entfernung zur Unfallstelle ein Seil bemerkt haben, das auf Kopfhöhe gespannt war. In den vergangenen Tagen seien von den Demonstranten mehrfach Fallen auf Kopfhöhe aufgebaut worden, erklärte die Polizei. Der Beamte entschied sich deshalb dazu, das Seil zu durchtrennen, ohne dabei die Verbindung zu dem dreibeinigen Gestell erkannt zu haben, von dem sich die Demonstrantin abgeseilt hatte. Daraufhin stürzte die 20-jährige Frau rund vier Meter in die Tiefe.

Einsatzkräfte hätten den Absturz aus der Distanz beobachtet und sofort Rettungskräfte zur Ersten Hilfe entsandt, teilte die Polizei mit. Auf einer Trage sei die Demonstrantin aus dem Wald zu einem Rettungswagen gebracht worden. Die Frau werde derzeit stationär in einem Krankenhaus behandelt, es bestehe keine Lebensgefahr. Laut Polizei gibt es derzeit keine Hinweise auf ein vorsätzliches Handeln des Polizisten, der sich im Laufe des Nachmittags bei den Ermittlern meldete.

Bei den beiden festgenommenen Aktivisten handelt es sich um einen Mann und eine Frau, beide konnten laut Polizei bisher nicht identifiziert werden. Die Frau soll am vergangenen Mittwoch mit einem Stein auf den Kopf eines Polizisten gezielt haben, erst am Samstag konnte sie wiedererkannt und festgenommen werden. Sie führte kein Ausweisdokument mit sich und hatte sich Handflächen und Fingerkuppen aneinander geklebt.

Bei dem Mann soll es sich um einen Aktivisten handeln, der am Samstagvormittag aus einer Gruppe von etwa 40 Menschen heraus Steine auf Polizisten geworfen haben soll. Bei seiner Festnahme konnten außerdem Pyrotechnik und ein Messer beschlagnahmt werden. Beide Aktivisten wurden am Sonntag einer Ermittlungsrichterin vorgeführt und befinden sich vorerst in Untersuchungshaft.

Die Polizei räumt seit mehreren Tagen den Dannenröder Forst. Dort protestieren seit über einem Jahr Umweltschützer gegen den Ausbau der Autobahn 49 zwischen Gießen und Kassel, die Autobahn soll durch das Waldgebiet führen. Der Bau soll im September 2021 beginnen, bis Februar sollen zunächst 27 Hektar Wald gerodet werden.

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