Ständige Impfkommission legt erste Prioritätenliste für Corona-Impfung vor

Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung
Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung

Nach Zulassung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus sollen Bewohner von Pflegeheimen, Menschen über 80 und besonders gefährdete Mitarbeiter des Gesundheitswesens zuerst geimpft werden. Das sehen die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts vor, auf deren Basis das Bundesgesundheitsministerium noch im Dezember eine Rechtsverordnung erstellen will, wie das Ministerium am Montag mitteilte. Bei den bevorzugten Mitarbeitern im Gesundheitswesen geht es um die Notaufnahmen und das Personal, das engen Kontakt zu sogenannten vulnerablen Gruppen hat.

Dazu gehört den Angaben zufolge etwa die Transplantationsmedizin. Zu der Gruppe derjenigen, die eine sehr hohe Priorität haben und in einem ersten Schritt geimpft werden sollen, gehören den Angaben zufolge 8,6 Millionen Menschen. Bei den Impfungen sollten „bestimmte Personengruppen“ bevorzugt werden, „die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe“ bei einer Ansteckung hätten oder die beruflich „besonders exponiert“ seien, heißt es in dem Beschlussentwurf. Dazu zählen unter anderem Bewohner von Senioren- und Altenpflegeheimen sowie Menschen ab 80 Jahren.

In der RKI-Liste folgen an zweiter Stelle die 75- bis 80-Jährigen, das medizinische Personal mit hohem Expositionsrisiko, Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung. An dritter Stelle stehen die 70- bis 75-Jährigen, Vorerkrankte mit erhöhtem Risiko, Menschen in Asylbewerberunterkünften und Obdachlosenheimen, enge Kontaktpersonen von Schwangeren sowie das Personal im öffentlichen Gesundheitsdienst.

An vierter Stelle sind die 65- bis 70-Jährigen, Vorerkrankte mit moderatem Risiko sowie Lehrer, Erzieher und Beschäftigte mit prekären Arbeitsbedingungen wie etwa in der Fleischindustrie aufgeführt. Zur fünften Gruppe gehören die 60- bis 65-Jährigen, Mitarbeiter in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen, die Beschäftigten des Einzelhandels und Mitarbeiter von Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und dem öffentlichen Nahverkehr. 

Die sechste und letzte Gruppe bilden alle anderen Menschen unter 60. Mittelfristig sei es das Ziel, allen Menschen eine Corona-Impfung anbieten zu können. Die Impfung soll empfohlen werden, verpflichtend wird sie aber nicht sein.

Bi der genauen Priorisierung kann es im Verlauf der Zulassung noch zu Anpassungen kommen. Es könne sein, dass ein Impfstoff in bestimmter Altersgruppe bessere Wirksamkeit habe, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums zur Begründung.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, die Gruppe mit oberster Priorität sei mit 8,6 Millionen Menschen zu groß. „Über acht Millionen Menschen scheinbar gleichberechtigt bei der Priorität auf Nummer eins zu setzen, kann nicht funktionieren“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur AFP. 

Deshalb müssten zunächst die Pflegebedürftigen und Schwerstkranken die Chance auf eine Impfung bekommen. Erst danach seien Menschen an der Reihe, die in medizinischen und pflegerischen Bereichen arbeiten. „Wenn die Bundesregierung jetzt von dieser klaren Rangfolge abweicht, macht das Pflegebedürftige schnell zu Verlierern beim Kampf um die erste Impfung.“

Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens verteidigte das Vorgehen der Behörden bei der geplanten Zulassung der Impfstoffe. „Mehr Schnelligkeit als derzeit an den Tag gelegt wird, kann es gar nicht geben“, sagte Mertens mit Blick auf die Impfvorbereitungen im Deutschlandfunk. Nach seinen Angaben sollen die Gesundheitsbehörden der Länder voraussichtlich noch in dieser Woche über den Inhalt der offiziellen Impfempfehlung informiert werden. Dann könnten sie mit der Vorbereitung für die Impfungen beginnen.

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